Wie klingt das Auto der Zukunft? Die verschiedenen Autohersteller tüfteln mit viel Aufwand daran, wie die Elektroautos von heute und morgen für den Kunden surren sollen.
Lautmalerei
Wie klingt das Auto der Zukunft? Die verschiedenen Autohersteller tüfteln mit viel Aufwand daran, wie die Elektroautos von heute und morgen für den Kunden surren sollen.
Elektroautos und Geräusche - das ist so eine Sache. Nicht immer ist die Klanguntermalung ein Quell reiner Sinnesfreude. Das ist vor allem der Fall, wenn sich die Sounddesigner verkopfen und akustisch ein Raumschiff mit Lichtgeschwindigkeit durch die Galaxie schießen lassen, während das Elektromobil mit vergleichsweise jämmerlichen 50 km/h um die Ecke rollt. Doch diese Sturm- und Drangzeit des Sounddesigns neigt sich dem Ende zu. Statt Effekthascherei werden die Klänge in Zukunft ein Kommunikationsmittel des Autos mit dem Menschen sein - so etwas wie eine akustische Mensch-Maschine-Schnittstelle. Und noch mehr. Der Klang des Fahrzeugs wird auch zur Entspannung des Fahrers beitragen und auf dessen Stimmung reagieren. "Sound ist das neue Licht", sagt Alexander Treiber, der mit seinen Mitstreitern bei Mercedes an den Klangwelten der Zukunft tüftelt, die bei Autos wie der elektrischen Luxuslimousine EQS und dessen technischen Brüdern eine neue Dimension der Interaktion zwischen Mensch und Maschine eröffnen soll. Waren bis vor Kurzem die Scheinwerfer und Rückleuchten die Stars in der Automobilkommunikation, kommen nun die Schallwellen dazu. Wie das aussehen wird, zeigt ein Mercedes EQC, der zum Soundmodul umfunktioniert wurde.
Kreativität ist gefragt
Die Soundmixer nutzen auch das Steuergerät des gesetzlich vorgeschriebene Acoustic Vehicle Alert Systems (AVAS), das bei Tempi bis zu 20 km/h andere Verkehrsteilnehmer auf das Elektromobil hinweist. Die Lautsprecher sind zwei zehn Zentimeter große Soundwürfel, die vorne und hinten in den Stoßfängern untergebracht sind. Beim Öffnen des Automobils bewegt sich die Klangwelle von vorne nach hinten, beim Verschließen von hinten nach vorne. So reicht das Gehör, um zu erkennen, welche Aktion gerade ausgeführt wird, ohne dass man den Blick auf die Lichtorgel am Auto richten muss. Allerdings wird bei dieser Funktion schon eine Prämisse klar, die die Soundküche bei ihrer Arbeit begleiten wird. "Wir müssen etwas Zeitloses schaffen und dürfen den Menschen nicht auf die Nerven gehen", erklärt Rawand Baziany. Ein kurzer Jingle oder eine Klangwelle, die sich einfach und eingängig anhört, also im Grunde schon Ohrwurm-Qualitäten hat, ist das Resultat von vielen Stunden des Komponierens. Wer jedoch glaubt, dass in diesem Team, aus dessen Feder die Klänge stammen, nur reinrassige Musiker oder Sounddesigner sitzen, irrt. An dem Hörerlebnis Autofahren der Zukunft feilen auch Physiker, Mediengestalter und Mechatroniker. Das zeigt, dass der akustische Elfenbeinturm der Musikwissenschaftler bei diesen Kompositionen nicht angebracht ist. Schließlich soll der Klang einem möglichst breiten Publikum zusagen.
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- Veröffentlicht: 13. Oktober 2020