Und wer meint, dass der 4,80 Meter lange Mustang vieles könnte, aber sein Fahrwerk im vergangenen Jahrhundert zurückgeblieben sei, irrt gewaltig. Der GT 350 ist stramm, nein sogar sehr stramm gefedert; aber nicht so hart, dass er im normalen Straßenverkehr nichts zu suchen hätten. Selbst auf den oftmals zerborstenen Fahrbahnen von Downtown Los Angeles wird man nicht hart aus dem sehr gut konturierten Sportsitz geprügelt. Die Lenkung passt, ist präzise und nicht zu schwer. Wer dynamisch unterwegs ist, lenkt auf seichten Landstraßen ohnehin mit dem leicht schwänzelnden Heck, das sich problemlos einfangen lässt, wenn das Stabilitätsprogramm ausgeschaltet sein sollte. An der Hinterachse verbeißen sich unter dem brüllenden Klang des hoch drehendem V8 Räder im Format 305/35 R 19, während vorne 295er Pneus nach Grip auf dem Asphalt suchen - und finden. Die Verzögerung: Dank Brembo-Hochleistungsbremse überzeugend. Anders als viele andere Coupés seiner Klasse ist der meistverkaufte Sportwagen der vergangenen Jahre nur mit Hinterradantrieb zu bekommen. Trotzdem ist der Ford Mustang Shelby GT 350 mit einem Leergewicht von 1.750 Kilogramm kein Leichtgewicht und das spürt man im Fahrbetrieb allgegenwärtig. Ganz nebenbei spürt man das ebenso wie das V8-Saugorgan auch beim Verbrauch. Die in Aussicht gestellten knapp 15 Liter Normalkraftstoff auf 100 Kilometern sind angesichts des Tatendrangs nicht einfach zu erreichen.
Faire Preise
Für Spaß auf der Rennstrecke oder bei seinen Freunden eine Schau auf dem Parkplatz zu machen, kann man die Vorderachse des Mustangs sperren und die Hinterräder mit den mehr als 530 PS Motorleistung ihrer Gummiverschalung berauben. Ist kompletter Blödsinn und interessiert im Alltag niemanden, der nicht vor der Trinkhalle um die Ecke auf dicke Hose machen will. Das kann man am besten vor Publikum auf der Tribüne, denn im Innenraum ist das Mustang-Ambiente im Laufe der letzten Shelby-Jahre zwar besser geworden, aber alles andere als auf Premium-Niveau. Die analogen Instrumente in den beiden dunklen Höhlen könnten auch aus den späten 80er Jahren stammen und der digitale Bordcomputer zwischen ihnen ist klein und alles andere als ein Hightechdisplay.
Das gilt auch für Schalter und Bedienelemente - die stammen auch beim kleinen Shelby von den normalen Mustang-Versionen und hier spürt man an Haptik und Verarbeitung, dass die dortigen Preise unter 40.000 Dollar beginnen. Das gilt auch für die mechanische Sitzverstellung, die die guten Recaro-Stühle nach unten abwertet. Doch was interessieren derartige Details und das überschaubare Platzangebot im Fond, wenn hier ohnehin niemand sitzt? Für zwei Personen bietet der Ford Mustang ohnehin genügend Platz - auch mit seinem knapp 400 Liter großen Laderaum. Und der Fahrspaß kennt ohnehin kaum irdische Grenzen - gerade durch die grandios amerikanische Symbiose aus V8-Saugmotor und Sechsgang-Handschaltung. Das bietet nicht einmal der große Bruder.
Fotos: press-inform
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- Veröffentlicht: 15. Dezember 2019