Mit dem getarnten Prototypen geht es aus Chattanooga über die Interstate 75 nach Westen bis nach Sweetwater, von wo sich die Straße immer weiter Richtung Little Tennessee River verschlankt. Rechts abbiegen auf die Landstraße 129 und schon zeigen Touristenstände und gelbe Warnhinweise, dass hier mit dem Dragons Tail die kurvenreichste Straße Nordamerikas lockt. 318 Kurven auf elf Meilen - ein Mekka für Motorradfahrer und Autos. "Hier kommen regelmäßig auch viele Autohersteller mit ihren getarnten Prototypen zum Testen", sagt Michelle, die in der örtlichen Mischung aus Diner und Lodge seit fast 20 Jahren arbeitet, "ist nichts Ungewöhnliches. Aber die meisten sind Biker." Ganz so leichtfüßig wie eine Rennmaschine ist der VW Atlas trotz des Namensannex Cross Sport nicht. Doch viel weniger Dynamik als die schweren Harley Davidson Cruiser, die hier mit mäßigem Tempo unter ihren betagten Piloten herumtuckern, hat auch der zwei Tonnen schwere Crossover nicht zu bieten. Die Racer kommen eher am Wochenende und so ist der Dragons Tail nahezu leer für einen Dynamiktext mit dem Cross Sport.
Bei knapp über 30.000 Dollar geht es los
Der Fahreindruck bestätigt auf der kurvenreichen Piste mit überraschend gutem Straßenbelag jedoch das Bild der letzten knapp zwei Stunden. Der Cross Sport ist speziell für den amerikanischen Markt ausgelegt. Ein Cruiser mit Langstreckenqualitäten und viel Platz. Das Fahrwerk ist komfortabel, die Lenkung durchaus direkt und die spürbaren Wankbewegungen sorgen zusammen mit den typischen US-Ganzjahresreifen dafür, dass man es auf dem Dragons Tail nicht zu forsch angehen lässt. Adaptive Dämpfer oder einen entsprechenden Wankausgleich bietet der große VW Atlas Cross Sport nicht. Doch in der 30.000-Dollar-Liga ist die Konkurrenz hart und der US-Kunde überaus preissensibel. LED-Scheinwerfer, Achtstufenautomatik, animierte Instrumente und jede Menge Platz wird der Cross Sport als Serienmodell ebenso wie der VW Atlas ab Werk bieten. Auf Wunsch gibt es Ausstattungsdetails wie Navigation, Allradantrieb, Panoramadach, belederte Komfortsitze oder eine elektrische Heckklappe. Man sitzt bequem und lässt die Wälder von Tennessee an sich vorbeirauschen, während der V6-Motor für dieses Gewicht durchaus etwas mehr Pfeffer haben dürfte und auch das Sportprogramm der Aisin-Automatik keine wirkliche Dynamik zaubert.
Aber mit dem Atlas Cross Sport widerlegt Volkswagen den alten Vorbehalt, dass man den amerikanischen Markt nicht verstehe. Hier passt der Atlas, gerade auch als emotionalere Cross-Sport-Version, hin. Insbesondere, wenn der Preis stimmt, denn der fünfsitzige Atlas Cross Sport dürfte kaum teurer werden als der siebensitze VW Atlas mit seinen 5,04 Metern, der bei rund 31.000 Dollar startet.
Fotos: Daniel Byrne
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- Veröffentlicht: 18. August 2019