Durch dieses Wissen mit hohen Erwartungen befeuert, starten wir den Motor. Sofort meldet der Sechsender knurrend seine Dienstbereitschaft und lässt einen den rasselnden Vierzylinder vergessen. Der Cayman folgt stehenden Fußes. Wir drehen den Boxer sauber aus. Der jubelt bis 8.000 U/min heißer kreischend und inhaliert dabei gierig die Luft. Das knackige und präzise zu schaltende Sechsganggetriebe passt zu dieser ungestümen Kraft, wie die Faust aufs Auge. Wir reißen die Gänge durch. Da kommt schon die erste Ecke. Bämm! Runter in der Dritten. Garniert von einer sprotzelnden Zwischengassalve. Einlenken! Passt! Die Kuppe lässt das Heck leicht werden, doch der Cayman GT4 meistert auch diese Herausforderung mit Bravour. Schließlich generiert das Auto rund 50 Prozent mehr Abtrieb als der Vorgänger und das bei fast identischem Luftwiderstand. Bei der Höchstgeschwindigkeit von 304 km/h drücken 122 Kilogramm auf das Heck - dem Flügel und dem großen Diffusor sei Dank. Das resultiert in einen Sprint von null auf 100 km/h in 4,4 Sekunden und einen Durchschnittsverbrauch von 10,9 Litern.
Verbessertes Fahrwerk
Der Cayman GT4 lässt sich intuitiv in die gewünschte Richtung dirigieren. Lenkung können sie bei Porsche. Direkt, präzise aber nicht übertrieben stramm. Da können sich die einige eine Scheibe davon abschneiden. Es ist beeindruckend, wie stoisch ruhig und dabei wieselflink der Cayman GT4 Kurven durch die Kurven feuert. Wobei enge Ecken definitiv das bevorzugte Jagdrevier des Mittelmotor Porsche ist. Mit einem Gewicht von 1.420 Kilogramm, ist der Cayman um 95 Kilogramm leichter als der Porsche 911 Carrera S, der 331 kW / 450 PS auf die Straße bringt. Dazu kommen noch das Mittelmotor-Konzept und dem Radstand von 2.484 Metern. Ob der Elfer in engen Kurven ein Opfer des Cayman sei, kann Baureihenleiter Frank-Steffen Walliser nicht eindeutig beantworten. "Es wird auf alle Fälle eng!". Mehr Lob für den Cayman GT4 geht eigentlich nicht.
Doch die Lorbeeren heimst nicht nur der Motor ein. Der würde auf der Nordschleife des Nürburgrings nur einen Unterschied von rund drei Sekunden gegenüber dem Vorgänger ausmachen. Die Reifen und das Fahrwerk (30 Millimeter Tieferlegung) macht den Unterschied. Ja, aber, werden Kenner einwenden, das basiert doch auf dem Vorgänger. Richtig, aber die Quer- und Längslenker sowie die Fahrschemel aus dem GT3-Baukasten, eine neue Software und jede Menge Feinabstimmung durch die Ingenieure heben den Cayman GT4 auf ein neues Niveau. Für einen Preis von 96.206 Euro (das sind rund 24.000 Euro weniger als der Porsche 911 Carrera S) liefert die Zuffenhausener Fahrmaschine einiges und selbst mutwillige spitz umfahren Haarnadelkurven nimmt der Cayman gelassen mit einem lustvoll zuckenden Heck. Allerdings hat diese Sportlichkeit einen Preis: Das Fahrwerk ist straff abgestimmt, was bei schlechten Straßen nicht zwingend von Vorteil ist. "Der Cayman GT4 öffnet die Tür zu den Porsche GT-Modellen", sagt Markus Atz, Projektmanager der 718er-Baureihe. Recht hat er.
Fotos: press-inform / Porsche / Rossen Gargolov
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- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 12. Juli 2019