Die New Yorker, an sich durch kaum etwas aus der dauernervösen Alltagsruhe zu bringen, schauen, starren und lassen Smartphones kicken als die GT-R50 sehen, hören, spüren. Lokal ein paar mehr Zugriffe auf Twitter, Facebook und insbesondere Instagram - dieser Nissan ist ein Vulkan auf 21-Zöllern. Das gilt auch von innen, denn hier ist abgesehen von der Klimaregelung ebenfalls nichts wiederzuerkennen. Statt der bekannten Rundinstrumente blickt der Pilot auf einen grünen Bildschirm aus der GT3-Rennversion, der gut zur Karbonorgie an Armaturenbrett, Türtafeln und Mitteltunnel passt. Weniger erfreulich ist die um 5,5 Zentimeter reduziere Dachlinie, die zwar scharf aussieht, den Kopfraum für groß gewachsene Insassen jedoch schmerzhaft einschränkt. Dabei sieht man aus den schmalen Schießscharten der Fensterflächen ohnehin nicht viel und die Außenspiegel präsentieren sich eher als Designikonen denn ernsthafte Nutzelemente.
Flott durch Hoboken
Stört gerade aber niemanden, denn als sich jenseits des Lincoln Tunnels in Hoboken die Straßen endlich leeren, wird kräftig beschleunigt. Hat Italdesign beim Aussehen des GT-R50 alle nur erdenklichen Register gezogen, wollten die Ingenieure aus dem Hause Nissan nicht nachstehen und haben Godzilla eine imposante Kraftspritze verpasst. Der 3,8-Liter-V6 mit doppelter Turboaufladung bekam mit Rennsporttechnik eine Leistungskur, die ihn von 441 kW / 600 PS auf 540 kW / 720 PS erhebt. Neben dem größeren GT3-Lader bekam das Triebwerk größere Ladeluftkühler sowie geänderte Kolben, Pleuel, Lager, sowie andere Öl- / Einspritzdüsen und eine andere Kurbelwelle. Bei so viel Nachschlag mussten sogar das sechsstufige Doppelkupplungsgetriebe und die Differenziale verstärkt werden. Bei 3.600 Touren brummt das Triebwerk nicht nur wild vor sich hin und lockt mit 780 Nm Drehmoment, sondern brüllt bei höheren Drehzahlen heiser aus rauchiger Kehle. "Details an Motor und Aerodynamik werden beim Serienmodell noch geändert", erklärt Andrea Porta, "wir nehmen an, dass wir noch etwas leichter werden und auch die Höchstgeschwindigkeit des Serienmodells von 315 km/h locker brechen."
Für derartige Tempi ist es hier auf der Westseite des Hudson dann doch zu voll auf den Straßen und so wird auf freier Bahn das ein oder andere Mal kraftvoll beschleunigt. Das reicht als Beweis, dass diese Sonderserie noch mehr leistet, als das ohnehin mehr als potente Serienmodel des GT-R Nismo. Wieder recken Passanten den Daumen nach oben und lassen Handys blitzen, um den japanischen Derwisch zumindest an der Ampel einmal kurz einzufangen. Sogar der distinguierte Fahrer eines neuen Aston Martin DB11 kann kurz seine Augen nicht vom Hinterteil des Nissan Skyline nehmen, ehe er seinen Briten wütend Richtung Englewood durchbeschleunigt. Keine Panik: ein Griff zum mächtigen Kipptaster auf dem Karbontunnel und ein mächtiger Heckflüge reckt sich in die greller werdende Sonne, die Manhattan in ein glitzerndes Licht taucht. Nach hinten ist mit dem ausgefahrenen Leitwerk gar nicht zu erkennen und er wirkt noch heißer. Für das nötige Aufsehen braucht der Italo-Skyline kein Stakkato.
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- Veröffentlicht: 11. Mai 2019