Doch nicht nur der Klassikbereich von Daimler nutzt Komponenten aus dem überdimensionalen Laserdrucker. Im Rahmen eines Pilotprojekts arbeitet der Stuttgarter Autobauer unter dem Projektnamen "additive Manufacturing" an Ergänzungen zu konventionellen Fertigungstechniken. Additiv wird die Technologie genannt, weil bei der Fertigung dünne Schichten übereinander aufgetragen und anschließend von einer Energiequelle verfestigt werden. Neben Kunststoffen und Keramiken lassen sich so auch Metallteile im 3D-Druck herstellen. Dr. Adrian Keppler, CEO des Unternehmens EOS, mit dem Daimler zusammenarbeitet: "Das NextGenAM-Projekt zeigt ganz konkret, wie der industrielle 3D-Druck als Teil einer automatisierten Prozesskette auch in der Serienfertigung wirtschaftlich Einsatz finden kann. In Kombination mit den genutzten Möglichkeiten der Digitalisierung ist die Pilotanlage nicht weniger als ein Meilenstein auf dem Weg zur digitalen Fertigung." Daimler will den 3D-Druck nicht nur bei Ersatzteilen für Busse, sondern insbesondere auch für Prototypen einsetzen. Jasmin Eichler, Leiterin Future Technologies bei Daimler: "Besonders sinnvoll ist der 3D-Druck auch bei der Vorentwicklung von Fahrzeugen. Die benötigten kleinen Stückzahlen können mit Additive Manufacturing oft günstiger und schneller hergestellt werden, als mit herkömmlichen Produktionsverfahren."
Auch bei Audi haben die Laserdrucker vor Jahren nicht nur in Büros Einzug gehalten. Überdimensionale Printer stehen zum Beispiel in der R8-Manufaktur in den Neckarsulm. Der Einsatz der Zukunftstechnologie steigert auch bei den Ingolstädtern Flexibilität und Effizienz. "Mit der Gründung einer eigenen Fachabteilung für den 3D-Druck professionalisieren wir das bereits erfolgreich laufende Projekt. In Zukunft können noch mehr Mitarbeiter vom erfahrenen Expertenteam und den individuellen Hilfswerkzeugen profitieren", so Helmut Stettner, Werkleiter Neckarsulm, "mit der Entscheidung für die neue Abteilung unterstützen wir den Aufbau eines standortübergreifenden Netzwerks. Damit profitiert schlussendlich der gesamte Volkswagen Konzern von der Neckarsulmer Expertise."
Bei Volkswagen hält der 3D-Druck ebenfalls Einzug. Der Elektrosportwagen VW ID. R, der den Rekord auf dem Pikes Peak holte und nunmehr den Nürburgring in Rekordzeit umrunden soll, entstand auf Basis eines Modells, für das rund 2.000 Teile im 3D-Drucker produziert wurden. Im letzten Jahr verkündeten die Wolfsburger eine Kooperation mit dem amerikanischen Technologiekonzern HP. Zusammen wollen beide Konzerne einem 3D-Metalldruckverfahren für die Serienproduktion von Autos zum Durchbruch verhelfen. "Ein komplettes Fahrzeug wird wohl so schnell nicht aus dem 3D-Drucker kommen", sagt Martin Goede, bei VW Leiter Technologieplanung und -entwicklung. Ziel sei es aber, gedruckte Strukturteile bereits in die nächste Fahrzeuggeneration zu integrieren. "Dabei erwarten wir langfristig eine kontinuierliche Steigerung der Stückzahlen, Bauteilgröße und der technischen Anforderungen - bis hin zu fußballgroßen Bauteilen mit einer Stückzahl von über 100.000 Einheiten im Jahr."
Fotos: VW
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- Veröffentlicht: 05. Mai 2019