Nirgends anders ist die Offenheit für neue Marken und Autos mit Elektroantrieb größer. Marktprimus Volkswagen will bis 2028 mindestens 22 Millionen Elektroautos verkaufen. Mehr als Hälfte davon wollen die Wolfsburger zusammen mit ihren lokalen Kooperationspartnern FAW, SAIC und JAC in China absetzen. An diesen Dimensionen dürfte auch ein aus den Kinderschuhen entwachsenes Start-Up wie Nio zu knabbern haben. Nio arbeitet wie Volkswagen und andere Hersteller bei der Fertigung mit dem Staatsunternehmen JAC zusammen, denn wann das geplante Produktionswerk im Großraum Shanghai Realität werden soll, steht ebenfalls in den Sternen. Längst kein Geheimnis mehr, dass Nio mehrfach auf Geldbeschaffungstour unterwegs war, nachdem die Finanzdecke dünner wurde.
Offen für Allianzen
Ende Oktober unterzeichnete Nio mit der Regierung von Shanghai eine Vereinbarung, in der Region weitere 2,4 Milliarden US Dollar in Forschung und Entwicklung zu investieren. Der chinesische Autobauer will mit dem Invest intelligente Technologien für zukünftige Elektrofahrzeuge entwickeln. Derzeit verfügt Nio über zwei Forschungszentren im westlich gelegenen Shanghai-Bezirk von Jiading. Mit einer eigenen Fahrzeugfertigungsanlage in Shanghai will Nio schneller die dringend benötigte Fertigungslizenz bekommen. Bevor die jedoch bewilligt wird, muss der Autohersteller seine beiden elektrischen ES8 und ES6 (ab Juni) bei Anhui Jianghuai Automobile (JAC) in Hefei produzieren. "Wir haben wir keine Eile, denn wir könnten uns keinen besseren Partner als JAC vorstellen", so Cheng. Im August vergangenen Jahres hat Nio zusammen mit Changan Automobile ein Joint Venture gegründet, das sich auf die Technologieentwicklung von NEVs sowie Dienstleistungen und deren Vertrieb konzentriert. Changan und Nio haben jeweils einen Anteil von 45 Prozent am Joint Venture übernommen, während die verbleibenden zehn Prozent von Führungskräften gehalten werden. Geführt wird die Firma von Nio-Gründer William Li und Li Wei, dem stellvertretenden Changan-Vorsitzenden.
Nach eigenen Angaben hat das chinesische Elektroauto-Start-Up-Unternehmen Nio im vergangenen Jahr 11.348 Fahrzeuge vom Typ ES8 ausgeliefert. Nach den Verzögerungen auf dem Heimatmarkt, der Verschiebung der eigenen Fertigungsanlage und dem zögerlichen Interesse an Elektromodellen in Europa scheint ein geplanter Start in Ländern wie Deutschland, Frankreich der Benelux in den nächsten zwei bis drei Jahren unwahrscheinlich. In China sind die Fahrzeuge ausschließlich online zu erstehen. "Wir betreiben in China derzeit 14 unserer Nio-Welten", erläutert Jack Cheng, "ein Vertrieb über Händler ist nicht geplant. In dem jeweiligen Segment würden wir gerne fünf bis zehn Prozent Marktanteil erreichen." Der chinesische Elektromarkt wächst mächtig. Im vergangenen Jahr wurden 788.000 Elektroautos verkauft; ein Plus von 68,4 Prozent gegenüber 2017. Die schnelle Expansion des chinesischen NEV-Marktes aus Plug-In-Hybriden und Elektroautos wurde vor dem Hintergrund eines 4,1 prozentigen Rückgangs auf dem Gesamtmarkt erreicht. "Wir sind auf jeden Fall offen für jede Art von Allianzen", macht Vizepräsident Jack Cheng die Tür für Partnerschaften weit auf. Das könne zum Beispiel bei der Ladeinfrastruktur oder bei Elektromotoren sein.
Fotos: press-inform
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- Veröffentlicht: 18. April 2019