Als Nio vor drei Jahren erstmals in der Automobilwelt auftauchte, wurden die coolen Chinesen als Tesla-Jäger und Innovationsmarke der Zukunft gefeiert. Doch trotz der ersten beiden Elektroautos ist es ruhiger geworden um den Autobauer, der die Autowelt mit Wechselakkus revolutionieren will.
Nio tritt auf die Bremse
Als Nio vor drei Jahren erstmals in der Automobilwelt auftauchte, wurden die coolen Chinesen als Tesla-Jäger und Innovationsmarke der Zukunft gefeiert. Doch trotz der ersten beiden Elektroautos ist es ruhiger geworden um den Autobauer, der die Autowelt mit Wechselakkus revolutionieren will.
Die Trauben in der Autobranche hängen bekanntlich höher als anderswo. Da macht der chinesische Markt keinen Unterschied zu den beiden anderen Weltregionen in den USA und Europa. An sich wollte Nio alle drei Weltmärkte im Sturm erobern, doch die Realität sieht anders aus. Der Start in China ist nach einigen Verzögerungen gemacht; doch wann Nio in die alte Welt kommt, ist ungewisser denn je. Dabei war der Angriff von Nio auf die etablierte Automobilwelt generalstabsmäßig geplant. In kürzester Zeit wurde eine coole Marke mit schickem Logo und viel weißer Farbe kreiert. Natürlich war man in der vernetzten Welt internationaler denn je. Die Kreativität stammt aus dem Designcenter München, während in Oxford Leichtbau-Materialien entwickelt werden. Aus San Jose sollte der einzigartige Spirit des Silicon Valley die Marke elektrisierend aufladen und die meiste Arbeit geschieht im Automotive Campus im Westen von Shanghai. Jack Cheng, Executive Vice President bei Nio, spricht viel vom europäischen Styling, das für die Marke ebenso wichtig sei wie eine chinesische Seele und der offene amerikanische Gründergeist. Nio hatte unter anderem mit der Rekordfahrt seines Elektrorennwagen EP9 auf der Nordschleife des Nürburgrings, seinem Engagement in der Formel E oder Markenauftritten auf dem Innovationskongress SxSW in Austin / Texas auf sich aufmerksam gemacht.
Starke Elektrokonkurrenz
Auf der 18. Auto China in Shanghai stellte Nio nunmehr seine nächste Studie vor. Der Nio ET ist der ebenso seriennahe wie schicke Ausblick auf eine Oberklasselimousine mit vier Türen und Coupégenen; Konkurrenzmodelle wie Audi A7 oder das Model S von Tesla lassen grüßen. Doch wenn der ET anrollt, soll er im Gegensatz zu den beiden SUV-Modellen auf der neuen, deutlich flexibleren Plattform der Generation zwei stehen, die autonome Fahrfunktionen besser und deutlich kostengünstiger realisieren soll. Damit gäbe es nach den beiden elektrischen SUVs ES8 und ES6 ein drittes Modell, mit dem man designorientierte Elektrokunden bei der Konkurrenz abwerben will. Doch nachdem es bei den Nio Days im Dezember 2017 und 2018 jeweils ein neues Auto zu feiern gab, tritt Jack Cheng nunmehr auf die Bremse: "Ich kann wirklich nicht sagen, ob wir bei den Nio Days dieses ein neues, drittes Modell sehen werden." Auch beim lange geplanten Marktstart von Nio in Europa und den USA herrscht großes Schweigen. Ein genauer Start speziell in Europa scheint kurzfristig nicht in Sicht. Die mehr als 9.500 Personen, die aktuell für Nio arbeiten, haben derzeit andere Aufgaben, als neue Märkte zu erobern. Es geht in erster Linie um die Hausaufgaben auf dem wichtigsten Automarkt der Welt, der zugleich der heimische ist: China.
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- Veröffentlicht: 18. April 2019