Das Fahrverhalten des wild beklebten Prototypen ist klasse, der niedrige Schwerpunkt macht in der Wedelgasse ebenso Laune wie bei der Pylonen gesäumten 180er-Grad-Kehre. An der Lenkung wollen Hermann Spranger und seine Kollegen noch etwas feilen, doch selbst die kann sich bei dem frühen Erprobungsträger bereits fahren lassen. Wie man den elektrischen Mini bewegt, lässt sich über einen Kippschalter neben dem Starterknopf variieren. Wer das Auto wie einen Verbrenner mehr rollen lassen möchte, der wählt die kleine Rekuperationsstufe, die den Fronttriebler gerade einmal mit mäßigen 0,11 g verzögert. Bei der zweiten Stufe mit 0,19 g verzichtet man auf das freie Rollen und fährt allzeit mit dem rechten Fuß auf dem Pedal und der maximalen Rekuperation. Auch wenn der elektrische Mini aussieht wie ein ganz normaler Mini, ist sein Aufbau komplett anders. "Wir haben eine komplett andere Bodenplatte", ergänzt Hermann Spranger, "zudem bringt ein Bauteilschutz im Vorderwagen und eine geänderte A-Säule mehr Steifigkeit. Der Elektromotor wird über einen Hilfsrahmen in den Motorraum eingesetzt."
Nur Tempo 150?
Wenn es überhaupt etwas auszusetzen gibt, dass sind es die Höchstgeschwindigkeit und die maximale Reichweite. Eine geplante Höchstgeschwindigkeit von abgeregelten 150 km/h ist für einen elektrischen Mini mit den fahrdynamischen Ansprüchen der verwöhnten Kunden einfach zu wenig; auch weil der ähnlich starke Mini Cooper S mit Benzinmotor problemlos mehr als 220 km/h rennt und schließlich ist auch der ein Maßstab. Bei der Reichweite halten sich die Mini-Entwickler und das Produktmanagement noch mehr zurück als bei den anderen Leistungsdaten. Die maximale Reichweite mit dem aktuellen Akkupaket dürfte jedoch bei kaum mehr als 250 Kilometern liegen. Die 15 Millimeter mehr Bodenfreiheit des Elektromodells wird durch das zusätzliche Gewicht nahezu ausgeglichen. Auch deshalb sieht der Cooper SE aus wie der bekannte Cooper S.
Doch auch wenn Renault Zoe oder das zeitgleich auf den Markt kommende Elektrodoppelpack aus Peugeot e-208 und Opel Corsa E Reichweiten von 350 Kilometern und mehr realisieren, soll dies weder Problem noch Kaufhinderungsgrund darstellen. "Unsere Kunden fahren am Tag durchschnittlich rund 35 Kilometer", sagt Jacopo Marchetti aus dem Produktmanagement des Mini E und ergänzt, dass das Akkupaket rund 200 Kilogramm wiegt. Und tatsächlich dürfte es selbst bei den Verbrennermodellen aus dem breiten Mini-Portfolio nur eine überschaubare Zahl von Kunden geben, die nennenswerte Strecken im Alltag zurücklegen. Insofern können sich die die coolen Städter mit Trendanspruch auf den elektrischen Mini freuen, denn dieser soll preislich in einem ähnlichen Rahmen wie der 192 PS starke Mini Cooper S liegen. Und den Mini-üblichen Style und das Fahrverhalten gibt es eben dazu. Netter Nebeneffekt: man erspart sich das verschrobene Design des BMW i3.
Fotos: Günter Schmied
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- Veröffentlicht: 02. März 2019