Die Automobilindustrie steht aktuell vor nie dagewesenen technologischen und politischen Herausforderungen. Jaguar Land Rover sieht sich zudem noch mit den harten Folgen eines Brexits konfrontiert. Nach zehn Jahren unaufhaltsamen Wachstums - das britische Unternehmen hat seinen Umsatz von 2008 bis 2018 mehr als verdreifacht - hat das Unternehmen einen Restrukturierungs- und Kostensenkungsplan gestartet. Zuletzt sorgten die Briten für negative Schlagzeilen, weil mehrere tausend Stellen gestrichen werden sollten. Ein passender Zeitpunkt für ein Interview mit Tata-Vorstand und JLR-CEO Dr. Ralf Speth.
Wir sind ein kleiner Hersteller
Die Automobilindustrie steht aktuell vor nie dagewesenen technologischen und politischen Herausforderungen. Jaguar Land Rover sieht sich zudem noch mit den harten Folgen eines Brexits konfrontiert. Nach zehn Jahren unaufhaltsamen Wachstums - das britische Unternehmen hat seinen Umsatz von 2008 bis 2018 mehr als verdreifacht - hat das Unternehmen einen Restrukturierungs- und Kostensenkungsplan gestartet. Zuletzt sorgten die Briten für negative Schlagzeilen, weil mehrere tausend Stellen gestrichen werden sollten. Ein passender Zeitpunkt für ein Interview mit Tata-Vorstand und JLR-CEO Dr. Ralf Speth.
Frage: In der Vergangenheit gab es Beispiele starker Industriekonzerne, die sich in finanziellen Schwierigkeiten befindliche Marken kauften, dann aber die DNA und den Charakter dieser Marken mit Respektlosigkeit behandelten, was fast immer zum Scheitern führte. Wir hatten jedoch in letzter Zeit auch zwei völlig andere Fälle, in denen die erworbene Marke bewahrt wurde und die finanziellen Mittel für eine Neugeburt erhielt, wie im Falle der Übernahme von Jaguar Land Rover durch Tata (der andere Fall war die Übernahmen von Volvo durch Geely). Hat Sie das überrascht?
Ralf Speth: In den Industrieländern haben wir in den letzten Jahren zweifellos eine Konzentration von profilierten Marken gesehen. Andererseits beobachten wir aber auch eine Proliferation von neuen Marken, viele Start-ups in Asien, Indien und den aufsteigenden Volkswirtschaften. Viele werden mit revolutionären Ideen und leidenschaftlichem Unternehmergeist gegründet; es ist aber auch festzustellen, dass vielen die Basissubstanz fehlt. Wir schulden Ratan Tata sehr großen Dank, dass er uns den strategischen Freiraum und die finanziellen Mittel in der Wirtschaftskrise bereitstellte, um Jaguar und Land Rover zu restrukturieren und gleichzeitig auf nachhaltiges Wachstum vorzubereiten. Wir definierten den Sinn und die Vision für das Unternehmen und haben die Strategie auf eine klare Wertevorstellung ausgerichtet.Batterie sind teuer
Frage: Deutsche Hersteller von Premiummarken werden auf der ganzen Welt in vieler Hinsicht als Maßstab in dieser Branche angesehen. Dennoch gelang es Jaguar Land Rover, einem viel kleineren Unternehmen als Daimler oder Volkswagen, als erste Premiummarke ein Elektrofahrzeug mit einer Reichweite von fast 500 km auf den Markt zu bringen, auch mit dem Bestreben, auf allen Märkten der Welt präsent zu sein. Wie war so etwas möglich?
Ralf Speth: Der Jaguar I-Pace entstand aus einer Diskussion über die Notwendigkeiten zukünftiger Mobilität. Diese Diskussion fand lange vor dem derzeitigen Hype um Elektroautos statt. Damals suchten wir nach technologischen Lösungen für das gestiegene Verkehrsaufkommen, die Reduzierung von Unfällen und den emissionsfreien Individualverkehr. Nach detaillierter Analyse war uns klar, dass die Zukunft der Mobilität elektrifiziert sein muss. Konsequent fokussierten wir uns dann auf die umweltfreundlichste Lösung - das BEV (Battery Electric Vehicle). Die Umsetzung starteten wir außerhalb unserer etablierten Strukturen. Wir nominierten Top Talente aus allen Fachbereichen und formten ein kleines, sehr kreatives Team am Campus der University of Warwick (WMG/Warwick Manufacturing Group). Dieser Ansatz hat zum Erfolg geführt. Der I-Pace ist ein herausragendes Produkt, das die Freiheitsgrade der neuen Technologie konsequent nutzt und mit neuer Designsprache, neuem Raumangebot und Agilität besticht; mit seinen zahlreichen neuen Lösungen und Patenten eine ausgezeichnete Basis für zukünftige Weiterentwicklungen.- Details
- Veröffentlicht: 12. Februar 2019