Die Beine flutschen nicht ganz so selbstverständlich, wie bei einem modernen Auto, unter das große Volant mit dem mächtigen Pralltopf und das graue Hartplastik-Interieurs verströmt den Charme der frühen 1970er Jahre, als im Flieger noch geraucht und in den Vorstandsetagen gerne auch mal ein oder zwei Mittagscognacs zu sich genommen wurden. Urdeutsche Qualität, nichts knarzt, nichts klappert und die Linien des Cockpits sind wie mit dem Lineal gezogen.
Positive Aura
In den Ledersitzen lümmelt man bequem, fast, wie in einem Sofa, von Ergonomie fast keine Spur. Ist auch nicht nötig. Der 220D mit seinen 60 PS entschleunigt, und das in einer Art, die süchtig macht. Die vier Töpfe wummern, wie ein ein klassischer Schiffsdiesel und jeder Beschleunigungsversuch entlockt dem Antriebsstrang mit der gemütlichen Viergangautomatik ein sanftes Lächeln. Tempobolzen? Ich bitte Sie! Das ist doch trivial. Mehr als 135 km/h sind eh nicht drin.
Schon bald erliegt man der positiven Aura des 2.2 Liter Motors, der mit seinen Drehmoment von126 Newtonmetern und einem geringen Verbrauch für viele Jahre des Taxifahrers bester Freund war. Mit einem breiten Grinsen im Gesicht und den Arm auf der Fahrertür schwimmt man mit dem Sternen-Südamerikaner im Verkehr mit. Der spöttische Name "Wanderdüne", der für diese Motorisierung gerne gebraucht wird, schießt einen durch den Kopf. Ja, und? Klar kann ich nicht, ich will nicht, weil ich auch nicht muss, scheint der Selbstzünder den Kritikern entgegenzuschmunzeln.
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- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 23. Juni 2018