Optisch zeigt sich der Audi A8 vergleichsweise unspektakulär. Modern, wertig und allemal elegant - doch bei so einem großen Rückstand zu Mercedes und BMW hätten die Ingolstädter durchaus mehr riskieren können. Aber seine wirklichen Pluspunkte holt das Topmodell im Innern. Die Sitzposition in den belederten Komfortsesseln ist schlicht perfekt - Seitenhalt, Oberschenkelauflade und Schulterunterstütung; da passt alles - fast. Meckern kann man allenfalls über die kaum spürbare Belüftung und eine Massagefunktion, die den Rücken kaum mehr in Wallung bringt, als das Überfahren eines Fünf-Cent-Stücks (liegend) auf der Fahrbahn. Von den drei Displays sind die beiden Touchmodule in der Mittelkonsole chic, innovativ und wirklich etwas Neues. Etwas größer hätte gerade der obere Bildschirm mit den Hauptfunktionen für Navigation oder Soundsystem durchaus sein können. 10,1 Zoll sind im Jahre 2018 keinesfalls ein Bestwert, doch die Auflösung ist exzellent und das untere Display lässt sich zumindest zum Teil nach eigenen Wünschen konfigurieren. Was stört, sind nicht nur die unvermeidbaren Fingerabdrücke auf den glänzenden Displays, sondern die nervigen Spiegelungen in den schmucken Dekorflächen des Armaturenbretts. Gerade wer sich für die Ausstattungen schwarzer Klavierlack und Feinlack entscheidet, wird immer wieder von Reflexionen gestört und hat ohnehin immer ein Mikrofasertuch in der Mittelarmlehne.
Top: Antriebspaket
Die Langversion des A8 ist optisch wie platzmäßig (3.500 Euro Aufpreis) die bessere Wahl, doch auch in der Variante mit normalen Radstand bietet der Fond viel Platz. Nach BMW-Vorbild lassen sich optional auch hier die wichtigsten Funktionen mit einem Tablet in der Mittelarmlehne bedienen, doch der Innovationswert, den das moderne Armaturenbrett mit seinen drei Displays bietet, ist im Fond nicht zu spüren. Verloren hat der A8 im Vergleich zum Vorgänger bei einem Detail wie den Kopfstützen. Ihre wichtigste Aufgabe scheint darin zu bestehen, bei Nichtgebrauch möglichst tief unten an der Rückenlehne zu schlummern. Sie könnten sich nicht nur weiter ausziehen lassen, sondern sind bei Anlehnung an selbige auch nicht sehr bequem. Damit es passt, sollte man die 275 Euro teuren Komfortkopfstützen ordern. Das sollte jedoch eine Selbstverständlichkeit ohne jeden Aufpreis sein. Der Laderaum mit elektrischer Heckklappe ist mit 505 Litern ausreichend groß, aber nicht opulent.
Das Fahrwerk des Audi A8 arbeitet Dank Luftfederung und Fünflenkerachse vorne wie hinten so, wie man es in dieser Klasse erwarten kann, darf und muss. Es ist nie schwammig oder zu straff, bietet einen exzellenten Langstreckenkomfort und auch die Lenkung bekommt ebenso wie die dezent im Hintergrund arbeitende Achtgang-Automatik ein Sternchen. Nie hat man im A8 das Gefühl, in einer 5,17 Meter langen Luxuslimousine zu sitzen, so behände lässt er sich auch auf kurvigen Straßen in flotten Tempo oder in der überfüllten Innenstadt mit weniger Dampf bedienen. Audi hat es der Konkurrenz vorgemacht, dass es in dieser Klasse Sinn macht, nur Allradler anzubieten. So hat der A8 mit seinem selbstsperrenden Mittendifferenzial keine Mühe, seine Motorleistung und das üppige Drehmoment auch bei rutschiger Fahrbahn auf den Boden zu bekommen. Der Fahrer ist bei jedem Tempo Herr der Lage - was will man mehr?
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- Veröffentlicht: 10. Juni 2018