Der Initialstart geschieht über eine herkömmliche 12-Volt-Autobatterie. Sie entwickelt genug Wärme, um den Elektromotor auch nach einer frostigen Nacht am Ladekabel verzögerungsfrei ans Laufen zu bekommen. Ein Dreh am Schlüssel - und die LED-Anzeige signalisiert eine Reichweite von 124 Kilometer. Die schrumpfen allerdings schnell, sobald man die Innenraum- und die Sitzheizung dazu schaltet: 94 Kilometer bleiben übrig. Zumindest statistisch immer noch ausreichend, da Vito-Kunden selten mehr als 80 Kilometer Strecke am Tag sammeln. Die kräftige Sitzheizung sehen die Daimler-Ingenieure dabei keineswegs als Luxus. Ehe sie Wärme aus den Lüftungsdüsen einfach so in die Luft blasen, möchten sie lieber nahe am Körper für effektivere Wärmeabstrahlung sorgen. Doch auch so braucht es nur ein paar Minuten, bis der ausgekühlte Innenraum im eVito erträgliche Temperaturen aufweist und selbst bei eher zurückhaltender Heizleistung bleiben die Scheiben lange frei. Noch einfacher kommt man auf kuschelige Temperaturen und mehr Reichweite, wenn man den Innenraum schon während des Ladevorgangs über die Wallbox elektrisch aufheizen lässt.
Zwei Höchstgeschwindigkeiten zur Wahl
Bei der Fahrabstimmung sind die Ingenieure in Arjeplog schon fast an der Marktreife. Das ESP reagiert noch etwas konservativ, sprich frühzeitig. Aber es ist jetzt schon fast unmöglich, den eVito auf unterschiedlich eisglatten Untergründen zum Ausbrechen zu nötigen. Auf den Eisflächen der schwedischen Seen reagiert der Kombi durchweg gelassen: Slalomfahrten, schräg bremsen, Vollbremsung - auch ein Vito mit Verbrennungsmotor würde nicht anders reagieren. Von den Fahrleistungen her kann der eVito durchaus mithalten. Es wird ihn mit zwei möglichen Höchstgeschwindigkeiten geben: 80 km/h für Fahrzeuge, die vor allem innerstädtischen unterwegs sind, 120 km/, wenn es etwas schneller gehen muss. Der Elektromotor leistet überschaubare 84 kW - das entspricht etwa 114 PS - und liefert ein maximales Drehmoment von kraftvollen 300 Nm, das ab der ersten Umdrehung anliegt. Feintuning ist noch nötig vor allem beim elektrischen Fahrverhalten. Geht man vom Gas, bremst die Rekuperierung, bei der die Bremsenergie in Strom umgewandelt und reichweitenverlängernd zurück in die Akkupacks gespeist wird, noch ziemlich rigide ab. Künftig soll sich die Bremswirkung beim Rekuperieren feiner und in mehreren Stufen dosieren lassen.
Immerhin: Die Reichweitenangabe ist auch bei tiefen Temperaturen schon recht präzise. Nach rund 90 Kilometern auf dem Testgelände, zwei zugefrorenen Seen und etlichen Kilometern über eingeschneite Landstraßen kommt der eVito wieder an der Ladestation an. Offiziell und nicht gerade unter arktischen Temperaturen verspricht Mercedes für den eVito eine Reichweite von 150 Kilometern, bei voller Beladung sollen es immerhin noch 100 Kilometer sein. An der rund 1.000 Euro teuren Wallbox lassen sich die Akkus binnen sechs Stunden wieder voll aufladen. Trotz der drei Batteriepacks hat der Vito kein Laderaumvolumen eingebüßt. 6,6 Kubikmeter passen wie gehabt hinein mit bis zu 1.073 Kilogramm Nutzlast. Zugelassen ist der insgesamt 5.240 mm lange eVito bis zu einem Gesamtgewicht von 3,2 Tonnen.
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- Geschrieben von jürgen-wolff
- Veröffentlicht: 22. Februar 2018