Unter der langen Fronthaube arbeitet ein V8-Direkteinspritzer, der nicht per Turbo, sondern per Kompressor unterstützt wird. Der V8 sorgt nicht nur für einen Sound zwischen wohligem Brabbeln und wütendem Sprotzen, den man in der heutigen Zeit der Zwei- und Dreizylinder schon richtig vermisst. Er liefert auch Kraft und Vortrieb satt. Wie die Zahl im Logo schon andeutet, sind es 575 PS (423 kW), die an die Heckachse geschickt werden - 25 PS mehr als beim Vorgänger. Das maximale Drehmoment von 700 Nm liegt ab 3.500 U/min. an.
Breiter Tunnel zwischen den Sitzen
Damit lässt sich schon einiges anfangen. Im normalen Modus wird der XJR575 zum komfortablen Reisegleiter. Das achtstufige Automatikgetriebe von ZF schaltet sanft, frühzeitig und ohne jede Unterbrechung der Zugkraft. Eine kleine Drehung weiter am Automatikknopf zaubert nicht nur ein "S" für Sport ins Display vor dem Fahrer - sie entfesselt auch das Raubtier in dem ansonsten zwar wohlgenährten, aber eher gutmütigen Kätzchen. Die Automatik schaltet deutlich später und aggressiver, der Motor krakeelt bei jedem Tritt aufs Gas so laut los, dass es eine Freude ist. Beim schnellen Beschleunigen heraus aus Kurven kann man das Heck des XJR575 zum Tänzeln bringen, bevor es die Elektronik dann doch wieder einfängt. 300 km/h Spitzengeschwindigkeit sind laut Jaguar möglich - und man mag es gerne glauben. Den Spurt aus dem Stand auf Tempo 100 legt die leer fast 1,9 Tonnen schwere Limousine in gerade mal 4,4 Sekunden hin. Das ist genauso schnell wie ein Mercedes S 63 AMG V8 oder ein Porsche 911 Carrera S.
Wem die Sinnfrage solcher Sportautos im Kleid von Luxuslimousinen egal ist, der hat auch kein Problem mit dem Verbrauch. 11,1 Liter gibt Jaguar als Durchschnitt für 100 Kilometer an - wer damit hinkommt, der kann sich ein solches Auto eh sparen und ist mit der Selbstzünderversion des Jaguar XJ besser bedient. Die hat auch noch 300 PS und begnügt sich mit zumindest offiziellen 5,7 Liter Diesel auf 100 Kilometer. Aber wer mindestens 143.900 Euro Kaufpreis für den XJR575 hinblättert, der dürfte auch mit den Unterhaltskosten kein Problem haben, die der ADAC inklusive Wertverlust auf knapp 2.500 Euro je Monat taxiert.
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- Geschrieben von jürgen-wolff
- Veröffentlicht: 25. Oktober 2017