Doch die Geschwindigkeit ist nur ein Teil der Erfolgsstory. "Bleifrei um die ganze Welt" prangt in grünen Buchstaben auf dem weißen Lack. Mit der Marathon-Fahrt durch fünf Kontinente und Temperaturunterschied von - 28 Grad bis 41 Grad will Porsche die Leistungsfähigkeit des Katalysators auch unter extremen Bedingungen unter Beweis stellen. Denn die Autofahrer stehen der neuen Technik, die Mitte der 1980er Jahre in die Fahrzeuge integriert wurde, skeptisch gegenüber. Der deutsche Autofahrer befürchtet Leistungsverlust und unzuverlässige Technik. "Nein, diesen neumodischen Kram brauche ich nicht", tönt es aus allen Ecken der Republik. Mit der Rekordfahrt will der schwäbische Autobauer diese Bedenken zerstreuen. Porsche geht mit gutem Beispiel voran: Anfang Februar 1986 ordnet der Vorstand an, dass alle Dienstwagen nur noch mit Katalysator bestellt werden dürfen.
Launische Diva
Die Route der Rekordfahrt führt durch fünf Kontinente: Die afrikanische Wüste und der australische Outback sind genauso Teil der Fahrt, wie das eiskalte Oslo. Trotz aller Strapazen läuft alles glatt, ausgerechnet in der Nähe von Hamburg, wäre das Unterfangen beinahe zu Ende gewesen: Auf der Autobahn schert ein Lkw direkt vor dem Porsche aus, um einen anderen Brummi zu überholen - bei Tempo 200 ein Horrorszenario. Plattner bleibt nur noch der Weg auf den Mittelstreifen, da sorgt ein Stein für weitere Schwierigkeiten und das Rekord -Fahrzeug macht Bekanntschaft mit der Leitplanke. Noch heute ziert eine Delle den vorderen linken Kotflügel. "Da haben mir Erfahrung und Glück geholfen", erinnert sich Gerhard Plattner. Danach geht es im Großen und Ganzen unfallfrei weiter. Im Süden Argentiniens erspäht der Rekordfahrer eine Pinguin-Kolonie und steuert sein Fahrzeug sachte hinein. Die Seevögel nehmen den unerwarteten Besuch ganz locker hin. "Die waren total entspannt und neugierig, aber heute geniere ich mich ein bisschen für diese Aktion. Ich dachte halt, dass das Motiv für ein Photo ganz gut wäre", sagt Gerhard Plattner. Weiter geht es: Am 28. Februar 1986, genau zum 100. Jahrestag der Erfindung des Automobils erreicht Plattner den Start-Punkt seiner Reise. Die Party in Reno (US-Bundesstaat Nevada) war rauschend. Die Technik hat den Härtetest bestanden.
Eine Fahrt mit diesem automobilen Langstrecken-Veteranen ist auch heute noch ein Erlebnis. Instinktiv erwartet man, das Wüstensand aus dem Handschuhfach fällt, sobald man die Hartplastik-Klappe öffnet. Doch die Sitzposition ist gut und dass das Lenkrad nicht in Länge und Höhe verstellbar ist, stört nullkommanull. Heute hat der Weltenbummler-Porsche rund 167.000 Kilometer auf der Uhr und der Motor schnurrt immer noch wie am ersten Tag. Auch wenn die Porsche-Puristen ob des Audi-Vierzylinders die Nase rümpfen. Die 220 PS haben mit dem rund 1.2 Tonnen schweren Fahrzeug wenig Probleme. Die Schaltung ist knackig und die Lenkung einigermaßen direkt, wie man es von einem Oldtimer erwarten darf.
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- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 05. April 2017