Mit der Kraft von 450 kW / 612 PS und einem maximalen Drehmoment von 840 Newtonmetern gleitet der schwarzgewandete Rolls-Royce Ghost Badge durch die Nacht - das sind 40 PS beziehungsweise 60 Nm mehr als im regulären Ghost. Ja, Kraft ist genügend vorhanden. Die Straßen werden schlechter, die Löcher im Fahrbahnbelag würden das Fahrwerk jedes Kleinwagens und die Bandscheiben der Passagiere auf eine ernste Probe stellen, doch die Luftfederung des Ghost bügelt diese Unebenheiten als unwesentlich weg. Die Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h ist in dieser Gegend ebenso wenig relevant, wie der Durchschnittsverbrauch von 14,6 Litern. Lediglich der Sprint von null auf 100 km/h in weniger als fünf Sekunden, verleiht dem knapp 2.5 Tonnen schweren Luxuskreuzer in eine unnachahmliche Souveränität.
Viel Handwerkskunst
Mit jedem Meter, den wir uns von den hippen Szene-Stadtteilen entfernen, verändert sich die Stimmung von Lifestyle zu sinister. Statt hell erleuchteter Schaufenster, die gewollt anders gestaltet sind, als die Massenauslagen der Kaufhausketten, werden die Lichter dunkler und die Fassaden der Gebäude grauer. Straßenlampen flackern und werfen einen fahlen gelblichen Schein auf bröckelnde Häuser-Fassaden. Graffiti statt frischer Farbe. Die immer weniger werdenden Menschen, die entlang der Straße huschen, tragen löchrige Jeans und speckige Bomberjacken mit dem obligatorischen Kapuzenpulli (Kapuze natürlich über den Kopf gezogen). Der typische leicht vornübergebeugte Gang, Hände in den Hosentaschen mit dem rotglühenden Punkt zwischen Lippen, der in regelmäßigen Abständen oranger wird, wird durch einen verstohlenen etwas verwunderten was-wollen-die-hier-Seitenblick auf den wuchtig-eleganten Nachfalter unterbrochen.
Im Innern des Rolls Royce Ghost Black Badge huschen diese Eindrücke an einem vorbei. Die dicken Scheiben sperren nicht nur den sonoren Klang des mächtigen Zwölfzylinders aus, sondern auch die Geräusche das Hundegebell in Lichtenberg entlang der Köpenicker Chaussee. Lediglich die ziemlich laute Berliner Schnauze zweier Taxifahrer durchdringt den Schutzmantel. "Kiek mal, watt\'n ditte für ener? Det is\'n Rolls-Royce, wa?". Man fühlt sich wie einem Kokon aus feinstem Leder. Wir verweilen vor einem alten Zementwerk. Der Blick fällt auf das Armaturenbrett mit den schimmernden Applikationen. Rolls-Royce verweist stolz darauf, dass feine Aluminium-Fasern mit 0,014 Millimetern Durchmesser mit Carbon-Fäden
Fotos: press-inform / Rolls-Royce
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- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 27. März 2017