Schon nach wenigen Kilometern ist klar. Die dynamische Optik ist bei Ford kein Blendwerk: Bei der ST-Line flitzt die Karosserie zehn Millimeter tiefer über dem Asphalt und auch das Fahrwerk ist im Vergleich zu den gemäßigten Modellkollegen straffer Das zeigt sich vor allem bei Querfugen, die spürbarer zu den Passagieren durchgereicht werden. Die Kölner Ingenieure haben sich ja einen Ruf erarbeitet, gute Fahrwerksabstimmungen hinzubekommen. Das klappt auch beim Kuga ST-Line: Trotz aller knackigen Sportlichkeit ist das Fahrwerk dennoch noch ziemlich komfortabel, so dass auch längere Strecken ohne Bandscheibenschaden absolviert werden können.
Sechsgang-Automatik raubt Temperament
Anders fällt die Beurteilung des Antriebsstrangs aus. Der aufgeladene 1.5-Liter-Motor kann noch so viel Kraft aus seinen vier Brennräumen quetschen, die Sechsgang-Automatik raubt dem Aggregat jegliches Temperament: Gefühlt kommen nur zwei Drittel der Motorenkraft bei den vier angetriebenen Rädern an. Auch das maximale Drehmoment von 240 Newtonmetern, das immerhin über ein breites Drehzahlband von 1.600 bis 5.000 U/min bereitsteht, kann diese Schwäche nicht kompensieren. Manchmal hilft ja der Getriebe Sportmodus, aber selbst der macht es eher noch schlimmer: Das lobenswerte Bemühen, die Gänge sportlich möglichst hoch auszudrehen resultiert in einem angestrengten Jaulen des Vierzylinders. So hallt eigentlich nur die stete Frage durch den Innenraum: "Ja, das Konzept ist eine gute Idee, aber die Ausführung?"
Wer verzweifelt nach einem Handschalter sucht, muss beim Blick in die Preisliste enttäuscht feststellen, dass es den stärksten Benziner nur mit der Automatik gibt. Bei der Agilität überzeugt der Ford Kuga ST-Line: In den Kurven sorgt der Allradantrieb, der alle 16 Millisekunden die Verteilung des Motordrehmoments der Fahrsituation anpasst, für zusätzliche Traktion, die höhere Tempi erlaubt. Werden die Radien enger, stößt auch diese Technik an ihre Grenzen und der 1.686 Kilogramm schwere Kompakt-SUV schiebt über alle vier Räder nach außen. Das Dirigieren mit der straffen und der direkten Lenkung gelingt problemlos.
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- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 22. Dezember 2016