Doch diese teutonische Fugen-Haarspalterei wird augenblicklich zur Nebensache, wenn das V8-Biest im Rücken des Fahrers per Knopfdruck mit einem lauten Knurren zum Leben erwacht. Knack, rein mit dem ersten Gang, die Kupplung gefühlvoll kommen lassen und schon kann die Hatz beginnen. Das abgeflachte Lenkrad liegt gut in der Hand, die Sportsitze sind wirklich bequem und fixieren den Fahrer während des Austestens der Querdynamik-Physik. Die kann sich wirklich sehen lassen. Ein mechanisches Sperrdifferenzial, das elektronisch geregelt ist, hilft beim Tanz durch das Asphalt-Geschlängel. Dass die Achslast-Verteilung das perfekte paritätische Verhältnis von 50:50 erreicht, hilft natürlich auch. Die Amerikaner haben alles einiges in Technik in die Corvette gesteckt: wenn es volles Rohr über die Rennstrecke geht, strengt sich die Ölpumpe besonders an, dass genug Öl an den sensiblen Stellen des Motors ist.
Das Biest erwacht
Die elektromechanische Lenkung, die es seit einigen Jahren in der Corvette C7 gibt, hilft beim Sporteln. Die Rückmeldung ist eindeutig, das Ansprechen - je nach Fahrprogramm - aus der Mittellage heraus ist unmittelbar und der Widerstand knackig. Das ist vor allem im Track-Modus der Fall. Der kitzelt aus der Vette das Beste heraus. Das ESP zieht sich vornehm zurück und greift nur ein, wenn ein kapitaler Abflug droht. Dann steigt das breite Heck freudig, das "Tanze-Tango-mit-mir-Spiel" ein und zuckt bei jedem Lastwechsel bereitwillig nach außen. Ohne jedoch zu widerborstig zu werden. Ein schnelles Gegenlenken bereitet dem Spuk ein schnelles Ende.
Die manuelle Gangschaltung ist knackig, präzise, hat kurze Wege und macht deswegen richtig Spaß. Lediglich der siebte Gang ist etwas knorpelig und muss mit Kraft eingelegt werden. Schließlich will man den US-Boy ja immer unter Spanung halten. Die verschiedenen Fahrprogramme helfen bei diesem Unterfangen. Bei "Track" ist es vorbei mit der politischen Korrektheit. Das Aggregat krakeelt mit einer metallischen Inbrunst aus acht Töpfen, dass es den Gutmenschen die Gesundheitslatschen auszieht. Zieht man an den Lenkradwippen, gibt das Aggregat beim Runterschalten automatisch Zwischengas - herrlich. Dass 6,2-Liter Hubraum nicht von Pappe sind ist klar, deswegen hängt die Stachelrochen (engl. Stingray auch immer gut am Gas) und wenn es einmal eng wird, packen die Vierkolben-Brembo-Bremsen kräftig zu. Mithilfe der Fahrprogramme lassen sich auch die adaptiven Dämpfer mit anderen Parametern kombinieren, dann kann man selbst in "Sport" mit komfortablen Fahrwerk über schlechte Straßen räubern.
Fotos: press-inform / Chevrolet
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- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 18. Juli 2016