Herstellerseitig wird das Thema Blaue Plakette mit gemischten Gefühlen verfolgt. So erklärt Mercedes: "Wir sind bereit, uns an der politischen Debatte zur Luftreinhaltung in deutschen Städten zu beteiligen und mit unserem Know-how und unserer Technologie an möglichen Lösungen mitzuarbeiten. Aus unserer Sicht sollten alle Fahrzeuge mit modernster Motorentechnik für die blaue Plakette vorgesehen werden. Dazu gehören Euro 6 Dieselfahrzeuge sowie Benzinfahrzeuge ab Euro3. Zudem sollte es im Sinne des Verbrauchers eine ausreichende Übergangszeit von circa 5 Jahren geben. Auch würden wir begrüßen, wenn durch adäquate Nachrüstkonzepte mit gleichwertiger Abgasqualität ein nachträgliches Hochstufen auf die "blaue Plakette" möglich wäre." Opel hält sich, "da es aktuell noch keine Entscheidung gibt" vornehm zurück. Bei Toyota wird der blauen Zukunft lachend entgegen geschaut. "Ich bin nicht traurig, wenn sie kommt. Wir sind aufgrund unserer Hybridflotte und der Tatsache, dass die Dieselaggregate, die wir von BMW beziehen, ohnehin die Euro6-Norm erfüllen, nicht wirklich betroffen", erklärt Toyota-Technik-Sprecher Dirk Breuer.
Und auch die Städte und Kommunen wissen noch nicht genau, was sie von der blauen Plakette halten sollen und warten erstmal ab. Dort, wo es weder Schluchten, Täler oder große Verkehrsaufkommen gibt, wird das Thema aus großer Entfernung beobachtet. Beatrix Kuhl, Bürgermeisterin der Stadt Leer, ist daher zu bedenken: "Die Stadt Leer weist keine Grenzwertüberschreitungen der jeweiligen mittleren Messwerte auf. Zudem gibt es im Leeraner Stadtgebiet auch keine sogenannten Straßenschluchten, in denen es zu erhöhten Schadstoffakkumulationen kommen kann. Derzeit ist die Einrichtung einer Umweltzone für die Stadt Leer daher nicht aktuell." Auch aus dem hohen Norden gibt der Hamburger Senatssprecher Jörg Schmoll zu Protokoll: "Bisher ist das eine abstrakte politische Debatte im Bund und in den Ländern. Der Senat wird sich damit beschäftigen, wenn wir eine konkrete Regelung haben. Ansonsten arbeitet die Stadt intensiv an ihrem neuen Luftreinhalteplan." Im Herzen des Ruhrgebiet, der Stadt Essen, wird genauso abwartend mit dem Thema umgegangen. "Da es sich noch um keine Gesetzesverabschiedung handelt, sondern nur um eine Verordnung, über die das Landesumweltministerium nachdenkt, gibt es in der Stadt Essen noch keine weitere Planungen zu dem Thema." Bleibt am Ende nur zu hoffen, dass es im Falle eines endgültigen Entschlusses nicht heißt: Oh, das kommt jetzt aber plötzlich.
Fotos: Marcel Sommer
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- Geschrieben von marcel-sommer
- Veröffentlicht: 13. Juli 2016