Auch wenn das Fahrzeugsegment mit einem 2+0-sitzigen Sportcoupé mit Allradantrieb und Doppelkupplungsgetriebe auf den ersten Blick auf beide Modelle zutrifft, katapultiert sich der Nissan schon von seinen Leistungsdaten her in Dimension eines Porsche 911 Turbo S, der dabei ganz lässig das Doppelte kostet. Der 3,8 Liter große Sechszylinder des Gozilla-Japaners mit doppelter Turboaufladung leistet in seiner aktuellen Ausbaustufe ebenso gigantische wie rauchig fauchende 404 kW / 550 PS. Das maximale Drehmoment von 632 Nm zwischen 3.200 und 5.800 U/min katapultiert den Fahrer nicht nur beim Imagesprint 0 auf Tempo 100 in spektakulären 2,7 Sekunden in den gut geschnittenen, aber etwas zu hoch positionierten Sportsitz. Spitzengeschwindigkeit: über 315 km/h. Da wird es sogar für ganz andere Sportwagen-Kaliber eng.
Targa-Gleiter
Dagegen ist der Porsche 911 Targa 4S selbst mit Sport-Chrono-Paket ein zahmes Lämmchen. 294 kW / 400 PS und 440 Nm Drehmoment lassen den Schwaben vom Start weg einen deutlichen Rückstand haben. Dabei sind 294 km/h Spitzengeschwindigkeit und null auf Tempo 100 in 4,6 Sekunden alles andere als ein schlechter Wert - für einen Sauger. Denn im Gegensatz zum Nissan GT-R muss der ebenfalls 3,8 Liter große Sechszylinder ohne Turbopower auskommen. Immerhin in der Verbrauchwertung lässt der Stuttgarter das Nippon-Geschoß hinter sich. Noch größer als der Unterschied beim Normverbrauch 11,8 Liter des Nissan gegenüber den 9,2 Litern des Porsche zeigt sich die Realität. Hier ist der GT-R nicht unter 14,5 Litern zu bewegen; beim Targa 4S sind es real mindestens 10,8 Liter.
Der Targa 4S ist ein Gleiter mit fahrdynamischem Potenzial. Die schicke Dach und alle Verstrebungen machen den Bügel-Porsche rund 1.6 Tonnen schwer - rund 100 Kilogramm mehr als beim 911er Coupé. Dieser Zusatz-Hüftspeck macht sich in scharf genommenen Kurven natürlich bemerkbar, auch wenn sich der gute Porsche Hang-On-Allradantrieb nach Kräften müht, das Körpergewicht zu vertuschen. Nimmt man sich den Targa 4S zur Brust, lässt er sich beim Einlenken ein bisschen Zeit und drängt auch in der Kurvenfahrt einen Hauch nachdrücklicher nach außen. Beim Komfort hat der Targa 4S dank der variablen Dämpfer keinen Malus. So sind auch Langstrecken ein Genuss. Das gilt auch für das Oben-ohne-Fahren, das deutlich puristischer ist. Das Aquarium-Gefühl vergangener Generationen ist passé: Wenn der Porsche effektheischend das Dach ablegt, weht es die Frisur der Passagiere genauso, wie beim Cabrio durcheinander. Ein bisschen wild ist der Targa 4S also doch auch.
- Details
- Veröffentlicht: 10. Dezember 2014