Nach dem Einsteigen erst einmal die Startprozedur. Zündung an, Bremse treten, Zündschlüssel weiter drehen und dann über den Automatikwählhebel die Fahrsttufe D einlegen. Kein Schütteln eines kräftigen Vierzylinder-Commonrail-Diesels, sondern schlicht nichts. Die Anzeigen erwecken zum Leben und es kann losgehen. Nahezu lautlos zuckelt der knapp 2,5 Tonnen schwere Fiat E-Ducato auf dem Parkplatz los. Wer will, kann per Wählhebel noch das Fahrprogramm auswählen - der Normalmodus passt am besten. Der niedrige Schwerpunkt ist schon bei der zweiten Abzweigung zu spüren. Klar, hat der Elektro-Ducato mehr Gewicht auf den Rädern als der Verbrenner, aber der Schwerpunkt wandert je nach Akkugröße weiter nach unten. Die Leistung des Elektromotors an der Vorderachse ist zugegeben überschaubar. Hier bleibt Stellantis seiner Vorgabe treu - alle für einen - einer für alles. Aktuell ist für alle Modelle vom elektrischen Opel Corsa über den Peugeot e-2008 oder Citroen e-Berlingo bis hin zum auf Wunsch nahezu gigantisch großen Fiat Ducato nur ein Elektromotor verfügbar. Der ist im e-Ducato noch leicht leistungsreduziert und so muss der Lademeister statt der üblichen 100 kW / 136 PS mit 90 kW / 122 PS auskommen. Aus dem Stand helfen immerhin 280 Nm maximales Drehmoment.
47 und 79 kWh Akku
Allemal flott genug, um durch die Stadt und den Speckgürtel zu kommen, jedoch etwas mager, wenn es auf die Langstrecke geht. Ob das überhaupt der Fall ist, entscheidet der Einsatzzweck und natürlich die Kosten. Auf der langen Tour mit entsprechendem Ausschöpfen der Nutzlast dürften die meisten Kunden, egal ob Handwerker, Kurier oder Baugewerbe weiterhin auf die Dieselversionen setzen. Doch um in der City - lokal ohne Emissionen - mobil zu sein und den eigenen Fuhrpark nach außen etwas grüner anzupinseln, kommt ein E-Ducato für den ein oder anderen Gewerbetreibenden wohl gerade recht. Je nach Einsatzzweck kann sich der Kunde dabei entscheiden, mit welcher Akkugröße im Unterflur er unterwegs sein will. Das kleine Akkupaket mit 47 kWh reicht für schmale 170 Kilometer und so dürfte sich das große Batteriearrangement mit 79 kWh wohl einer deutlich größeren Beliebtheit erfreuen, denn hiermit stellt Fiat zumindest in der Innenstadt bis zu 280 Kilometer ohne Ladestopp in Aussicht. Im reinen Citybetrieb vergrößern sich die Reichweiten auf 235 beziehungsweise 370 Kilometer. Die Höchstgeschwindigkeit: überschaubare 100 km/h.
Der Nutzwert des Fiat Ducato ist mit dem Elektromotor im Vorderwagen nicht nennenswert eingeschränkt, denn je nach Aufbau (zehn verschiedene) und Dimension (vier Längen) bietet der Kleinlastwagen zehn bis 17 Kubikmeter Ladevolumen und eine Nutzlast von bis zu 1.910 Kilogramm. Weniger nachvollziehbar, wieso Fiat seinen elektrischen Ducato mit fünf Ladegeräten anbietet. Derzeit sind zumindest die Ladegeräte mit sechs, sieben und elf und 50 kWh verfügbar. Die Version mit 22 Kilowattstunden soll zeitnah folgen. Nur die Modelle mit der großen 79-kWh-Batterie sind serienmäßig mit dem Elf-Kilowatt-Lader ausgestattet. Am 22-kWh-Lader dauert es rund eine Stunde, ehe der E-Ducato für 100 Kilometer nachgetankt hat; mit dem 50-kWh-Schnelllader halbiert sich diese Zeit.
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- Veröffentlicht: 20. Oktober 2021