Doch wer meint, dass es mit dem Führen einer Herde getan ist, täuscht sich gewaltig. Die Fleischschafe, also typischen großen weißen Wattebäusche, sind für das Weiden und das Zurückdrängen der Bebuschung aufgrund ihres Gewichts von rund 90 Kilogramm nur bedingt geeignet. Das Gelände aus Magerwiesen besteht, sind deutlichen kleineren Wildschafe mit ihren 45 bis 50 Kilogramm deutlich besser geeignet, um diese Aufgabe zu erfüllen. Noch dominieren die Fleischschafe die Herde, doch Zonta will die Tiere zu Wildschafen zurückzüchten. Das geschieht mit einem Mufflon als Bock und wird noch rund 15 Jahre dauern. Momentan besteht die Herde aus neun verschiedenen Rassen, Zonta kennt jedes Mitglied einzelne mit Namen. Wie etwa Nora, ein Walliser Bergschaf mit dem markanten dunklen "Gesicht". Manche Tiere hat Alexander Zonta mit viel Einsatz wieder aufgepäppelt. "Das Schaf war fast tot, als es zu uns kam. Es ist immer noch etwas schwach", erzählt der Mann mit den freundlichen Augen und zeigt auf ein kleines Tier, das auf wackeligen Beinen den anderen hinterherstakst.
Schlüsselerlebnis während des Studiums
Ob Fleischschaf oder nicht. Jedes Tier wird eines natürlichen Todes sterben, das bedeutet einfach friedlich einschlafen. Damit die natürlichen Feinde wie Wölfe oder Füchse nicht zuschlagen, fungieren sechs Lamas als Bodyguards. "Wenn ein einzelner Wolf in das Gehege käme, würden in die Lamas einkreisen und verjagen, notfalls töten", erzählt Alexander Zonta. Die Schafe sind weit mehr als Rasenmäher, sie sind Teil einer Artenvielfalt, wie man sie auf solch einem Areal nicht vermuten würde. Hier hausen Falken und Wespenbussarde und im letzten Jahr hat Zonta sogar eine italienische Schönschrecke entdeckt, eine Heuschreckenart, die es eigentlich nur im Land südlich der Alpen gibt.
Wie wird man eigentlich zum Teilzeit-Schäfer? Bei Alexander Zonta ereignete sich das Schlüsselerlebnis während des Studiums. Vier Schafe suchten ein neues Zuhause und einen neuen Schäfer. "Keiner wollte die Tiere haben, also habe ich sie genommen, und wenn man einmal vom Virus Schaf angesteckt ist, wird man das nicht mehr los", sagt der Zonta. Wie es denn zu dem Engagement beim großen Autobauer gekommen sei? "Daimler ist an mich herangetreten", lautet die Antwort. Einen Bezug zum Auto hat der freundliche Schäfer dann doch. Er ist über "100 Ecken" mit dem brasilianischen ehemaligen Formel-1-Piloten Ricardo Zonta verwandt.
Fotos: press-inform / Mercedes
- Details
- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 26. März 2021