In Verbindung mit den rückläufigen Kennzahlen wirken sich diese Prognosen überaus schlecht auf die Bonität der Automobilzulieferer aus. "Wir konnten bereits 2019 beobachten, dass Banken bei der Kreditfinanzierung restriktiver werden", sagt Christof Söndermann, Managing Director bei Lazard, "in den vergangenen Monaten mussten sich viele Zulieferer mit der Abstufung ihrer Bonität am Finanzmarkt auseinandersetzen. Das hat den finanziellen Druck weiter erhöht." Die aktuelle Situation lässt sich durchaus mit der Finanzkrise in den Jahren 2008 / 2009 vergleichen. In der anschließenden Periode haben einige Automobilzulieferer überdurchschnittlich profitiert. "Wir haben vier allgemeingültige Merkmale identifiziert, die für den Erfolg nach der Finanzkrise entscheidend waren", unterstreicht Felix Mogge, "Zulieferer können sich daran orientieren und sich anhand klarer strategischer Vorgaben im Markt positionieren."
Folgen dauern Jahre
Ein Merkmal, das in den nächsten Jahren die Gewinner und Verlierer der Corona-Krise unterscheiden wird, ist die konsequente Markt- und Technologieführerschaft in dem entsprechenden Geschäftsfeld. Ein weiteres umfasst die strategische Kohärenz, die ein in sich schlüssiges Produktportfolio beinhaltet, das die Realisierung von Synergien erlaubt. Das dritte Merkmal ist das Erreichen einer kritischen Unternehmensgröße, um sich ausreichenden Zugang zum Kapitalmarkt zu sichern. Und schließlich zeichnen sich erfolgreiche Autozulieferer durch die konsequente Umsetzung der getroffenen Entscheidungen und eine leistungsorientierte Unternehmenskultur aus.
Der technologische Wandel und die Auswirkungen der Covid-19 Pandemie werden noch einige Jahre die Margen der Automobilzulieferer belasten. Felix Mogge: "Die Herausforderungen der kommenden Jahre werden viele Zulieferer strukturell überfordern. Wir werden in der Konsequenz eine stärkere Konsolidierung der Branche sehen." Um in diesem Umfeld weiter vorne mitzuspielen, müssen die oft allzu verkrusteten Automobilzulieferer ihr Geschäft neu ausrichten und gleichzeitig die Kosten deutlich reduzieren. Kein leichtes Unterfangen in der aktuellen Situation. "Der CEO eines Automobilzulieferers muss mit seinem Management-Team einen Drahtseilakt schaffen - auf der einen Seite Commodity-Aktivitäten konsequent restrukturieren oder sich davon trennen; auf der anderen Seite Risiken eingehen und mit intelligentem Kapitaleinsatz die Basis legen, um künftige Wachstumsfelder profitabel entwickeln zu können", sagt Christof Söndermann. "Deshalb erwarten wir verstärkt strategische Kooperationen, die schneller zu relevanter Marktgröße oder dem Zugang zu neuer Technologie verhelfen können." Man darf gespannt sein, wie sich die Situation in der Zuliefererbranche weiterentwickelt, denn der Kostendruck der Autohersteller nimmt zeitgleich zu - eine gefährliche Mischung.
Fotos: Roland Berger