Jetzt bekommt das Thema Feinstaub einen neuen Dreh. Denn nur auf den ersten Blick erscheint es so, dass die Einfahrtsbeschränkungen und die immer größer werdende Zahl von elektrifizierten Fahrzeugen dafür sorgen, dass die Feinstaubbelastung deutlich zurückgeht. Doch nur ein Teil des Feinstaubs geht auf den Verbrennungsprozess selbst zurück. Untersuchungen haben bereits vor längerer Zeit ergeben, dass der Abrieb von Reifen, Bremsen und der Fahrbahn selbst ebenfalls einen nennenswerten Anteil an der Feinstaubbelastung hat, der sich prozentual durch die saubereren Fahrzeuge zuletzt erhöhte. Schließlich sind in modernen Autos nicht nur Diesel-, sondern auch Benzinmotoren mit einem Filter ausgerüstet, der die kleinsten Partikel nicht in die Umwelt entweichen lässt.
Große Rolle von Nicht-Abgasen
Dabei könnte sich die zunehmende Elektrifizierung sogar als Problem für die Feinstaubbelastung herausstellen. Durch die schweren Akkupakete sind Plug-In-Hybriden und speziell die reinen Elektroautos deutlich schwerer als vergleichbare Verbrenner. Folglich nutzen diese Reifen und auch Fahrbahnoberflächen stärker ab. Zumindest der Bremsenabrieb geht jedoch deutlich zurück, weil die Elektrofahrzeuge einen Großteil der Verzögerung über das regenerative Bremssystem verwirklich. Heißt, die Bremsbeläge kommen nur bei einem kleinen Teil von starken Abbremsvorgängen zum Einsatz. Die restliche Energie wird über einen Generator in elektrische Energie umgewandelt. Bisher spielen die Emissionen, die nicht aus dem Verbrennungsprozess stammen, bei der generellen Umwelteinstufung der Fahrzeuge jedoch keine Rolle.
"Während die Emissionsstandards für Abgaspartikel von Kraftfahrzeugen weltweit immer strenger sind, bleiben die nicht abgasbedingten PM-Emissionen weitgehend unreguliert. Der Anteil der PM-Emissionen aus Nicht-Abgasquellen hat in den letzten Jahren zugenommen, und zwar aufgrund der erheblichen Verringerungen der PM aus Abgasemissionen in diesem Zeitraum", so die Studie der OECD. Problematisch dabei ergänzend, dass sich der städtische Personenverkehr bis zum Jahre 2050 nach aktuellen Kalkulationen mehr als verdoppeln wird. "Reifenverschleiß, Straßenverschleiß und Staubwiederaufwirbelung bleiben bedeutende Quellen für Nichtauspuffemissionen von elektrischen Fahrzeugen", so der OECD-Bericht, "die Nicht-Abgasemissionen aus diesen Quellen können bei Elektrofahrzeugen tatsächlich höher sein." Heißt unter dem Strich, dass die immer größer werdende Zahl von Fahrzeugen im urbanen Bereich auch bei elektrifizierten Fahrzeugen dazu führt, dass der Feinstaub ein Problem bleibt, mit dem wir uns noch viele Jahre beschäftigen werden.
Fotos: Volkswagen