An die Vernunft der Autofahrer zu appellieren hat deutlich mehr Aussicht auf Erfolg, wenn man den Akteuren Handlungsanweisungen mit an die Hand gibt. Ein probates Werkzeug sind Apps und Software-Programme, die die Auslastung an einer Ladestation pro Tag und Uhrzeit anzeigen beziehungsweise prognostizieren. Diese Algorithmen und die damit verbundenen Verfügbarkeitsprognosen werden immer exakter. Damit lässt sich für die EV-Fahrer schon gut abschätzen, wie stark eine Ladestation zu einem bestimmten Wochentag / Uhrzeit frequentiert ist. Je höher der Balken, desto geringer die Chance, einen freien Ladepunkt zu finden. Bei den Störungen der Ladesäulen scheinen die Kinderkrankheiten ausgeräumt. "Inzwischen läuft die Infrastruktur bei EnBW, Allego, Fastned, IONITY und Co. stabil", sagt Ulrich Heitmann
Selbst wenn alles glattgeht, bleibt immer noch das Problem des Bezahlens. Die Automobilhersteller versuchen die Begleichung der Rechnung an den Stromtankstellen zu vereinheitlichen, aber noch ist man vom Ideal "eine Karte für alle" weit entfernt. Dazu kommen noch die verwirrenden Bezahlmethoden. Einmal muss man per App und dem Smartphone seinen Obolus entrichten, ein andermal braucht es eine Plastikkarte. Dazu kommen noch die uneinheitlichen Tarife. Andreas Radics findet drastische Worte. "Bei der Ladeinfrastruktur für E-Autos in Deutschland, fühle ich mich unweigerlich an die deutsche Kleinstaaterei des frühen 19. Jahrhunderts erinnert. 300 Staaten und Fürstentümer bildeten damals das Deutsche Reich, Reisende stießen permanent an Grenzen, mussten ständig mit Zoll- und Ausweispapieren herumhantieren. Heute geht es den Fahrern von E-Autos nicht so viel anders zu zersplittert ist das Ladenetz zu stark auf verschiedene Player aufgeteilt und damit sehr unübersichtlich, was Kosten und Bezahlmöglichkeiten angeht."
Fotos: press-inform / Cirrantic
- Details
- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 11. Dezember 2020