Während der VW ID.3 die vermeintlichen Golf-Kunden auf den tugendhaften Pfad der Elektromobilität führen soll, greift der größere ID.4 die SUV-Fans beim Schopf und versucht sie ins Stromlager zu ziehen. Ihnen gefallen wird der große und variable Innenraum mit reichlich Platz vorne und hinten. "Wir haben sechs Zentimeter mehr Innenraum als das Tesla Model Y obwohl wir rund 19 Zentimeter kürzer sind", erläutert Ralf Brandstätter und nimmt damit schon einen der direkten Wettbewerber ins Visier. Gestrichen wurden die Ledersitze - sie sind beim ID.4 nicht mehr zu bekommen. Überaus variabel ist die Mittelkonsole, denn hier finden sich zwei Becherhalter, Handyplätze und weitere Ablagen. Das hintere Fach lässt sich mit Trennelementen aufteilen, die Handyschale ist beleuchtet und die Fondpassagiere freuen sich über zwei USB-C-Ladebuchsen zusätzlich zu den Anschlüssen vorn. Der Gepäckraum fasst je nach Stellung der Rücksitzlehnen 543 bis 1.575 Liter. Praktisch sind Details wie eine elektrische Heckklappe, Dachreling und auf Wunsch sogar eine Anhängerkupplung.
Viel Platz und keine Ledersitze
An das zentrale 12-Zoll-Display mit seinen nicht immer eingängigen Bedienfunktionen im Smartphone-Design gewöhnt man sich schnell. Die Instrumenteneinheit hinter dem Lenkrad ist jedoch allzu klein geraten. Daran ändern auch die überschaubar dargestellten Informationen und das darüberliegende Head-Up-Display nichts, denn auch das sieht aus, wie ein Mäusekino. Anders als beim Startmodell des ID.3 gibt es darüber einen sogenannten Augmented-Bereich, wo ähnlich wie bei neuen Mercedes-Modellen Fahrsignale in den Bereich vor dem Auto eingeblendet werden. Blaue Pfeile führen einen nahezu idiotensicher in die Straße herein, in die man abbiegen soll oder weisen einen auf Gefahren hin.
Gefallen kann der 4,58 Meter lange VW ID.4 nicht nur das Platzangebot vorne wie hinten, sondern ganz abgesehen von seinem elektrischen Antrieb das ausgewogene Fahrwerk. Die Lenkung ist betont leichtgängig und etwas mehr Rückmeldung von der Fahrbahn wäre klasse. Dafür ist der Wendekreis - ermöglicht durch den Heckantrieb - mit 10,20 Metern ungewöhnlich klein für ein Auto, was 4,58 Meter Länge misst und einen 2,77 Meter langen Radstand hat. Das Gewicht von knapp zwei Tonnen ist insbesondere angesichts des fehlenden Allradantriebs üppig. Doch das Akkupaket zwischen den beiden Achsen sorgt immerhin für eine gute Gewichtsverteilung und einen gelungenen Schwerpunkt bei flotter bis sehr ambitionierter Gangart. Angenehm: am Steuer gibt es keine Antriebskräfte und der ID.4 bringt seine 204 PS nebst 310 Nm maximalem Drehmoment artgerecht und wenn gewünscht überaus dynamisch auf die Straße. Mit den verschiedenen Fahrmodi - unscheinbar über einen Taster im Armaturenbrett zu schalten - passt sich der Elektro-SUV bei Gasannahme und Fahrwerk den Wünschen des Fahrers und den Bedingungen auf der Straße an. Wird es schnell und kurvig geht es in den Sportmodus; sonst ist man im Komfortprogramm besser bedient.
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- Veröffentlicht: 10. Dezember 2020