Um das Geschäftsmodell zu untermauern, gab der Mobilitätsanbieter zusammen mit dem Mobility Institute Berlin (mib) eine Studie heraus, nach der die Carsharing-Anbieter weniger stark von der Krise betroffen seien als zum Beispiel der öffentliche Nahverkehr. Der Grund ist, dass dieses Mobilitätskonzept den Menschen kurzfristig und vergleichsweise unkompliziert Zugang zu einem Auto bekommen, wo die Ansteckungsgefahr geringer ist als das in einer überfüllten U-Bahn der Fall, ohne sich langfristig an einen privaten PKW binden zu müssen.
Neue Ideen müssen her
Das mag grundsätzlich richtig sein, allerdings hat die COVID-19-Pandemie auch bei den Mobilitätsanbietern zu Einbußen geführt. Schließlich blieben viele potenzielle Kunden einfach im Home Office. Bei Free Now, dem Nachfolger von My Taxi und dem Herzstück der gemeinsam von BMW und Mercedes betriebenen Your Now Holding gab es bereits Gespräche mit dem großen amerikanischen Konkurrenten Uber, der eine Zutrittsmöglichkeit zum deutschen Markt sucht. Im Raum steht ein Übernahmeangebot von über eine Milliarde Euro. Daimler Chef Ola Källenius hatte schon vor einigen Monaten klar gemacht, dass man jedes defizitäre Geschäftsmodell auf den Prüfstand stellen werde. Unausgesprochen blieb der Zusatz "und gegebenenfalls verkauft werde." Derweil baut Free Now sein Angebot weiter aus und bietet in Hamburg sowie Berlin mittlerweile die Dienste des Carsharing-Unternehmens Miles Mobility an. Bei diesem Carsharing-Anbieter wird nach Minuten und nicht nach Kilometern abgerechnet. Allerdings musste Miles Mobility sein Angebot schon etwas reduzieren.
Auch wenn die COVID-19-Krise das Geschäftsmodell der Mobilitätsanbieter einem Stresstest unterzieht, bestehen auch Chancen. Der VW-Mitfahranbieter MOIA hielt in Hamburg eine verkleinerte Flotte von Fahrzeugen bereit, um Engpässe beim öffentlichen Nahverkehr zu kompensieren. Ähnliche Entwicklungen wie bei den Automobilen kann man auch bei den "Kleinen", sprich den E-Scooter Verleihern beobachten. Zunächst brach das Geschäft ein und manche Verleiher gerieten in Schieflage. Aber nach der Bereinigung des Angebots besteht auch bei den kleinen Gefährten von der Corona-Krise zu profitieren. In einigen Städten konnten die Anbieter im Spätsommer, als sich das Leben wieder einigermaßen normalisierte, sich wieder über eine gestiegene Nachfrage freuen. Im Winter treffen sie die Ausgangsbeschränkungen ohnehin nicht so hart.
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- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 29. November 2020