Ende vergangenen Jahres waren in Deutschland rund 240.000 Elektrofahrzeuge zugelassen, davon mit 137.000 Fahrzeugen mehr als Hälfte rein elektrisch. Damit stieg der Bestand an Elektrofahrzeugen im Vergleich zum Vorjahr nochmals um knapp 60 Prozent. Wird diese Wachstumsgeschwindigkeit beibehalten, würde das zunächst für 2020 und dann für 2022 ausgegebene Millionenziel der Bundesregierung zwar knapp verfehlt; dürfte nach Ansicht von Horváth & Partners aber in der ersten Jahreshälfte 2023 erreicht werden.
Mehr Ladesäulen sind ein Muss
Mit Blick auf die weltweiten Märkte wurden 2019 lediglich in den USA und in China mehr Elektrofahrzeuge neu zugelassen als in Deutschland. Diese Entwicklung ist allemal beachtlich, lag die deutsche Automobilwirtschaft in den Vorjahren in diesem Vergleich nur auf Rang vier bzw. fünf. Die deutschen Neuzulassungen haben sich seit 2017 verdoppelt und lagen 2019 bei knapp 110.000. Damit überholte Deutschland Nationen wie Japan und Norwegen. China und USA liegen als weit größere Absatzmärkte an der Spitze, vermelden allerdings 2019 rückläufige Tendenzen. Doch auch wenn die Anteile deutlich steigen und die Zuwächse beachtlich sind, bleibt der Anteil der stromangetriebenen Autos unter dem Strich vergleichsweise gering. Nach Berechnungen der Experten von Horváth würde bei einem angenommenen PKW-Bestand in Deutschland von rund 45 Millionen Fahrzeugen im Jahre 2022 Elektroautos gerade einmal zwei Prozent ausmachen. Zum Dekadenwechsel im Jahre 2030 wären es demnach zwischen 15 und 20 Prozent.
Alle Beteiligten sind sich einig, dass der Durchbruch der Elektroautos weniger in größeren Reichweiten oder in einem größeren Fahrzeugangebot liegt. Neben sinkenden Preisen der Neufahrzeuge kommt dem Ausbau der bundesweiten Ladeinfrastruktur eine zentrale Bedeutung zu. Die Anzahl der öffentlichen und halb-öffentlichen Ladepunkte ist 2019 in Deutschland auf 24.000 gestiegen. Das entspricht einem deutlichen Plus von 49 Prozent zum Vorjahr. Bereits 2018 konnte mit 48 Prozent ein ähnlich hoher prozentualer Zuwachs verzeichnet werden. Doch auch die Reichweitenentwicklung hat erneut einen großen Schritt nach vorne gemacht. Die durchschnittliche Reichweite aller 2019 verkauften Elektrofahrzeuge lag entsprechend Herstellerangaben und wie im Vorjahr prognostiziert bei etwa 325 Kilometern. 2018 waren es gerade einmal 267 Kilometer. Die meisten Elektroautos, die neu auf den Markt kommen, bieten mehrere Akkupakete und dem Kunden entsprechend die Wahl zwischen mehreren Reichweiten. Unter 300 Kilometern wird abseits von Kleinwagen wie dem Mini Cooper SE oder einem Honda E kaum mehr etwas angeboten. Die mesten Elektroautos locken mit 400 oder 500 Kilometern ohne nachzutanken und die Plug-In-Hybriden müssen ab Anfang 2022 ohnehin mindestens 60 Kilometer rein elektrisch fahren, um als solche anerkennt zu werden. "Reichweiten über das enge urbane Umfeld hinaus sind für Kunden nach wie vor ein wichtiger Faktor", sagt Oliver Greiner von Horváth & Partners, "2020 wird ein Schlüsseljahr für die Elektromobilität in Deutschland."
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- Veröffentlicht: 23. November 2020