Das macht auch die Planungen für die einst wichtigste Automesse der Welt - die IAA - schwieriger denn je. Viele Verbände, Organisationen und Firmen wünschen sich bereits jetzt, dass man sich niemals für München hätte entscheiden sollen. Die politische Allwetterlage und der Corona Virus machen die begehrteste Metropole Deutschlands für einen Event wie eine internationale Autoausstellung wenig ideal. Dazu kommen die wankenden Autoriesen. Gaben große deutsche Marken wie Audi, BMW, Mercedes, Porsche oder Volkswagen alle zwei Jahre einst 50 oder mehr Millionen Euro für die knapp zweiwöchige Leistungsschau unter dem Frankfurter Messeturm aus, kalkulieren die Marken heute für einen alles andere als Aufsehen erregenden Mobilitätsevent in München nicht einmal mehr ein Zehntel der einstigen Budgets ein. Die Restriktionen durch Terminlage (Oktoberfest), Örtlichkeiten und politische Situation vor Ort machen das Ganze zu einem Risiko, das viele nicht tragen wollen. So könnte die erste IAA in München im Jahre 2021 gleich die letzte sein.
China bleibt gesetzt
Für die anderen weltweiten Messen sieht es nicht viel anders aus. Mercedes verabschiedete sich frühzeitig von den einst so wichtigen Automessen in Detroit, New York und Los Angeles. Paris oder Genf scheinen angesichts einer angespannten Finanzlage ebenso unwahrscheinlich und so bleiben nicht viel mehr als die Consumer Electronic Show Anfang des Jahres in Las Vegas sowie die chinesischen Großmessen in Peking, Guangzhou und Shanghai. Auch BMW hat sich von den meisten internationalen Messen längst verabschiedet und will - alternierend mit einer etwaigen IAA - auf eine Hausmesse am Standort BMW Welt setzen. CES und China sind für die Marken mittelfristig nur schwer zu umschiffen; so hört man auch aus dem Volkswagen Konzern. Doch jüngst hat sich zum Beispiel Lamborghini von allen weltweiten Leistungsschauen verabschiedet.
Auch Konzerne wie Jaguar Land Rover, PSA oder Ford sind den meisten Messen längst ferngeblieben. Die Gründe liegen auf der Hand, denn die Ausstellungsflächen sind teurer denn je, der Kostenaufwand für Planung, Messebau und Personal gigantisch. Dabei lässt sich der Erfolg der ausgestellten Produkte nur schwer in Imagegewinn und Verkäufen berechnen. In den Vorstandsetagen hat zudem längst eine neue Generation von Topmanagern das Sagen, die die millionenschweren Ausgaben nicht einfach ohne kritisches Hinterfragen durchnicken. Zudem gelingt es mit den Messen speziell in Europa kaum, ein neues, jüngeres Publikum anzulocken. Das klappt allenfalls noch in China. Auch die einst so heiß gehandelten Messen wie die CES in Las Vegas oder der Mobile World Congress dürften es mittelfristig schwer haben, als feste Kommunikationsplattform für die internationalen Autohersteller gesetzt zu sein. Was fehlt, sind neue Formate. Unwahrscheinlich, dass diese in Messezentren stattfinden werden.
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- Veröffentlicht: 18. Juni 2020