Die Entwickler aus Crewe haben den Gentleman-Cruiser als Gegenentwurf zum Porsche Panamera auf die Räder gestellt, der sich mit dem Bentley Continental die Plattform teilt. Die Konzern-Sparräson gereicht dem Briten aber nicht immer zum Vorteil. Das Infotainment ist nicht mehr Up to date braucht gefühlte zwei E-Mails, die auf dem Smartphone getippt werden, zum Hochfahren. Auch die Spracheingabe ist mehr russisches Silbenroulette denn zielführend. Dafür entschädigt das gute Head-up-Display nur teilweise. "Menschen, die ein solches Auto fahren, legen auf andere Sachen wert als auf die neueste Technologie", heißt es bei den Machern dieser Luxus-Mobile fast unisono. Das mag alles richtig sein, aber irgendwann muss der Herr Baron auch mal das heimische Landgut verlassen und das Navigationssystem benutzen.
Innenraum eine Pracht an Luxus
Einmal in Bewegung ist das Luxus-Schiff eine wahre Freude. Natürlich agiert man mit einem solchen Luxuscoupé im Stadtverkehr anders als mit einer quirligen Vierzylinder-Wespe. Da helfen solche Assistenzsysteme wie der Totwinkel-Assistent. Auch die Parkplatzsuche verläuft anders als mit einem gewöhnlichen Automobil. Man achtet auf geeignete Stellplätze und breite Straßen. Das ist weniger einen der Länge von 4,85 Metern geschuldet, obwohl die in zugeparkten Innenstädten schon mal hinderlich sein kann, sondern eher der Breite von rund zwei Metern. Trotz eingeklappter Seitenspiegel ist die Entlangschrammgefahr bei engen Gassen ähnlich hoch wie bei großen SUVs. Beim Rangieren hilft die 60 Grad-Kamera.
Die dick gepolsterten Sitze vorne sind so bequem, wie eine teure Couch-Garnitur, die dazu noch den Körper fixieren, wie man das von einem guten Sportsitz erwartet. Dank der vielfältigen Einstellmöglichkeiten des Gestühls kann man gefühlt durch ganz Europa cruisen und steigt entspannter denn je aus. Die Dreikammer-Luftfeder macht im Zusammenspiel mit der 48-Volt-Wankstabilisierung (4.045 Euro extra) einen souveränen Job. Schließlich haben die Bentley-Techniker schon genug Erfahrung beim SUV Bentayga gesammelt. Wer dem 2.165 Tonnen schweren Bentley Continental GT nur eine Längsdynamik unterstellt, liegt falsch. Das Zusammenspiel zwischen Allradantrieb und Hinterachsdifferenzial machen dem Briten auch Agilitäts-Beine. Zumal der Achtzylinder-Motor weniger Gewicht auf die Vorderachse bringt als das große W12-Triebwerk. Doppelt verglaste Fenster sorgen dafür, dass es im Innenraum extrem ruhig bleibt.
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- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 16. Juni 2020