Kein Wunder, dass der knapp 4,70 Meter lange S123 auch in anderen Ländern zu einem Erfolgsmodell wurde. Speziell in den USA wurde er zu einem Luxuskombi mit Stern. Ein schicker Kombi für die so freizeitorientierten Amerikaner - das passte zum Jahrzehntewechsel 70er / 80er bestens. So hatten die familiären Kunden in den USA auch völlig andere Ansprüche an Antrieb, Motorisierung und insbesondere Ausstattung des E-Klasse T-Modells. In Europa und speziell Deutschland wurde der S123 zumeist in den kleinen Motorisierungen und bevorzugt als Diesel bewegt. Der 72 PS starke Mercedes 240 TD erfreute sich einer ähnlich großen Beliebtheit bei den Kunden wie der 100 kW / 136 PS starke Mercedes 230 TE, der auf der Autobahn ernsthaften Vortrieb brachte und deutlich mehr Kunden fand als das Topmodell 280 TE.
Teures Alltagsauto im gut erhaltenen Zustand
In den USA wurden die kleinen Motorisierungen ohnehin gar nicht angeboten, weil sich der Luxusanspruch der Marke Mercedes-Benz nicht mit kleinen Triebwerken und den insbesondere hierzulande allgegenwärtigen Sparausstattungen vereinbaren ließ. In den USA und speziell im Vorzeigestaat Kalifornien gaben nicht nur in der deutschen Oberklasse die Turbodiesel den Ton an. So erfreute sich der Mercedes 300 TDT mit seinen 125 PS größter Beliebtheit und dieser ist dann im Vergleich zum europäischen Gegenüber meist komplett ausstaffiert. Elektrische Fensterheber, Kopfstützen hinten, Klimaanlage, Schiebedach, Radio und sogar Sitzheizung machten die S123er zumindest im Vergleich mit der deutschen Konkurrenz zu Edelmodellen. Hier gab es oftmals nicht viel mehr eine Buchhalterausstattung, die mit dünnen Details wie Schiebedach, zweitem Außenspiegel oder Colorglas mühsam erweitert wurde. Dann und wann fanden immerhin Alufelgen ihren Weg an die vier Radnaben oder eine Zentralverriegelung sorgte dafür, dass man sich beim Öffnen der hinteren Türen nicht die Handgelenke brach.
Ungewöhnliche Ausnahmen sind auf dem heutigen Markt selten zu finden. Ohnehin ist der Markt stark dezimiert und gute T-Modelle sind nicht nur selten zu finden, sondern auch sehr teuer. Ein Modell wie diesen Mercedes 280 TE aus dem Frühjahr 1979 in Sparausstattung mit weniger als 50.000 Kilometern ist daher eine Ringeltaube, die es nicht geben dürfte. Da das Typenschild am Heckdeckel fehlt, geben allein die Rechteckscheinwerfer - später für alle Modelle Serie - darüber Aufschluss, dass hier ein Topmodell unterwegs ist. Der prächtige Sechszylinder macht dem T-Modell zwar auch heute noch mächtig Beine und drückt die Tachonadel über die 200-km/h-Marke. Doch ansonsten ist der gehobene Reiseanspruch des Fahrers weitgehend ungehört. Keine getönten Scheiben, kein Schiebedach und nicht einmal ein Drehzahlmesser wurden vom Erstbesitzer geordert. Die Gänge werden manuell geschaltet und immerhin gibt es einen Rückspiegel auf der Beifahrerseite und ein Radio, das blechern seine Töne in den Innenraum spült, nachdem man die Stabantenne per Hand aus ihrer Verankerung geholt hat.
- Details
- Veröffentlicht: 12. Juni 2020