Angesichts eines Allradanteils von mittlerweile rund 40 Prozent bleibt die Frage, ob man langfristig auf eine Allradvariante verzichten kann, denn nicht nur in Alpenregionen erfreut sich der 4x4-Antrieb in der V-Klasse einer sehr großen Beliebtheit. Doch in erster Linie dürfte die elektrische Mercedes V-Klasse für Shuttledienste interessant sein und ist wohl erst nachrangig für Privatkunden gedacht, die auf die Kombination aus großer Transportvariabilität, geringem Verbrauch und Autobahntempo nicht verzichten wollen. Ursprünglich sollte die V-Klasse nicht nur als Diesel und Benziner (außerhalb Europas) kommen, sondern auch als Plug-in-Hybrid. Doch der mittlerweile ausgeschiedene Nutzfahrzeug-Chef Volker Morhinweg strich wegen hoher Aufwände und zu erwartender Überschneidungen bei den Kunden den Plug-In-Hybriden und setzte als Alternative zu den Verbrennern allein auf eine Elektroversions. Nach den beiden Modelle eVito und eSprinter wird der EQV somit das dritte rein elektrische Nutzfahrzeug von Mercedes.
Der Mercedes des EQV wird an die Leistungsdaten des neuen Topmodells V 300d mit seinen 240 PS nicht ganz herankommen, soll aber mit rund 150 kW / 204 PS und einem maximalen Drehmoment von 500 Nm gerade in Großräumen und auf Mittelstrecken für einen entsprechend dynamischen Vortrieb sorgen. Das Serienmodell dürfte bei 160 km/h abgeregelt werden. Nicht viel, aber nicht derart wenig wie die gerade einmal 180 km/h, die der Mercedes EQC fahren darf. Denn anders als man es von den aktuell verfügbaren Dieselmotoren mit zwei Litern Hubraum kennt, schiebt der knapp drei Tonnen schwere Koloss aus jedem Tempo ebenso lautlos wie kraftvoll an, sodass kaum etwas darauf hindeutet, dass man in einem Erprobungsträger sitzt, der jedoch bereits im Stammwerk nahe Barcelona gebaut wurde. Das angenehme Geräuschniveau ist eines der großen Vorteile, den man hier bei der der Fahrt durch namenlose Ortschaften nördlich von Waiblingen auf jedem Kilometer spüren kann. Keine Spur von dem allzu präsente Vierzylinderdiesel, den man aus der normalen V-Klasse kennt. Ein Akkupaket mit einer Kapazität von 100 kWh soll dabei Reichweiten von rund 400 Kilometern ermöglichen. Nachgetankt wird über die Ladebuchse, die vorne links zwischen Scheinwerfer und Radlauf versteckt ist. Günstig wird der Mercedes EQV wohl nicht. Unter 70.000 Euro dürfte kaum etwas zu machen sein.
Fotos: Dirk Weyhenmeyer
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- Veröffentlicht: 29. Juli 2019