Als die Kooperationsgespräche vor mehr als einem Jahr hinter verschlossenen Türen begannen, sollte es an sich nur um Pick Ups und das autonome Fahren gehen. Volkswagen wollte sich breiter als bisher auf dem amerikanischen Markt aufstellen, nachdem der US-Passat ebenso wie die Limousinen von Blue Oval zunehmend unter Druck geriet. Wer in den USA erfolgreich sein will, kommt um große Pick Ups nicht herum. Genau daran fehlte es Volkswagen, denn der VW Amarok wurde vor Jahren nur für die Märkte in Südamerika, Asien und Europa konzipiert. Zu klein und insbesondere zu teuer war der 5,25 Meter lange Koloss. In den USA muss man im sogenannten Full-Size-Segment gegen Ford F-150, Chevrolet Silverado und Dodge Ram antreten, um zu punkten.
Zulieferer sollen investieren
Ford suchte mit Fokus auf den heimischen US-Markt Partner für das autonome Fahren, das sich letztlich bei allen Herstellern als deutlich teurer und aufwendiger als ehemals gedacht entpuppte. Als man bei den verschiedenen Treffen über Themen wie autonomes Fahren, Pick Ups und leichte Nutzfahrzeuge schließlich zu Elektroplattformen kam, brachte Volkswagen seinen modularen Elektrobaukasten MEB ein. Mit dem ID. Buggy hatte Volkswagen im Herbst 2018 erstmals die Tür für andere Nutzer geöffnet, das elektrische Skateboard für eigene Modelle zu nutzen. Die technische Plattform mit Motor, Antrieb und Akkupaket kommt von Volkswagen und wird nunmehr von der Ford Motor Company in Lizenz produziert. Somit reicht es aus, für die entsprechenden Karosserien zu sorgen.
Für Volkswagen ist die Kooperation mit Ford nicht nur ein starkes Signal nach innen und außen, sondern sorgt auch für Rückenwind in Sachen Zulieferer. Speziell in den USA waren vielen Zulieferern die in Aussicht gestellten Elektrovolumen des VW Konzerns zu klein, dass sie in die Vollen gegangen wären. Jetzt, da VW und Ford gemeinsam an einem Stromkabel ziehen, lohnt es sich auch für Zulieferer, mehr zu investieren, um zum Beispiel entsprechende Standorte nahe dem Volkswagen Werk in Chattanooga zu errichten. VW-Einkaufschef Stefan Sommer verwies vor kurzem darauf, dass einige Zulieferer die kurz- und mittelfristige Vision und den Optimismus von Volkswagen hinsichtlich des Wachstums des EV-Marktes nicht teilen und nicht bereit seien, selbst die notwendigen Investitionen zu tätigen. "Nicht jeder Zulieferer ist davon überzeugt, dass Elektromobilität in so großem Umfang verfügbar sein wird", beklagte Stefan Sommer gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, "sie müssen mehr Zeit darauf verwenden, sie davon zu überzeugen, in die Autoindustrie zu investieren."
- Details
- Veröffentlicht: 12. Juli 2019