Neben dem Stern auf dem Kühlergrill, der damit verbundenen Geschichte und dem guten Ruf des Autobauers, sind auch die großen Monitore im Innenraum der Luxuslimousine zunehmend ein entscheidender Kaufgrund für die Chinesen. "Ein Auto muss technologische Überlegenheit ausstrahlen", sagt Berylls-Berater Willy Lu Wang und die großen Displays im Innenraum der S-Klasse strahlen das mehr aus, als der eher traditionelle Bildschirm eines BMW 7ers, der bei manchen Chinesen schon den Spitznamen "Grabstein" aufgrund seiner Anbringung, die über die Armaturentafel hinausragt, bekommen hat. Nicht ohne Grund wirbt das chinesische automobile Start-Up Byton mit seinen "von Küste zu Küste" 48 Zoll großen Bildschirmen im Cockpit ihrer Prototypen.
Chinesische Marken auf dem Vormarsch
Das zeigt, dass sich die Definition von Premium in China zunehmend verändert, weg vom klassischen Luxus und Markenimage hin zu Eckpfeilern, wie Elektromobilität, autonomen Fahren, Mobilitätsdienstleistungen und vor allem Konnektivität. China ist für Automobilhersteller kein Selbstläufer mehr. Das Käuferverhalten ist immer schwerer vorhersehbar. Markentreue ist den Chinesen ohnehin fremd. Damit gehen bewährte Strategien nicht mehr auf. Nur Deutsch und Premium mit Gütesiegel "Autobahn getestet" reichen nicht. Vor allem in den großen Metropolen im Osten des Landes verliert der Markt an Schwung, neue Umsatzfelder müssen her. Die dürften vor allem im Osten des Landes liegen.
China entwickelt sich zu einem sogenannten "Build to Stock"-Markt, also einem, in dem, wie in den USA die Autos mehr oder weniger vom Hof des Händlers weggekauft werden. Eine umfangreiche Individualisierung, wie das in Deutschland der Fall ist, wird nicht bevorzugt. Auf der einen Seite kann diese Reduzierung der Modellvielfalt Kosten senken, auf der anderen Seite, fliegen die Autobauer dann auf Sicht. Und das in einem hochvolatilen Markt, in dem das, was heute noch "hip" ist, morgen schon altmodisch sein kann. "Erwarte das Unerwartete" lautet die neue Prämisse. Das macht es nicht nur für Mercedes, Audi & Co. schwierig, sondern auch für Geschäftspartner, wie den Lieferanten ZF. Früher war klar, dass eine gewisse Menge an Teilen oder Modulen von den Kunden abgenommen wurde, jetzt gibt es diese Sicherheit nicht mehr. Sicher ein Grund, warum sich der schwäbische Zulieferer auf Geschäftsfelder vorwagt, die bisher den Autobauern vorenthalten waren. Als Beispiel sei hier nur das autonome Fahren genannt.
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- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 20. März 2019