Seit Mitte 2017 befindet sich Lotus zu 51 Prozent im Eigentum der Zhejiang Geely Holding Group und damit in Händen von Li Shufu, der Daimler in diesem Februar mit einer knapp zehnprozentigen Beteiligung schockte. Der erfolgreiche chinesische Geschäftsmann will seinen Geely-Konzern nach Vorbild des Volkswagen-Markenkonsortiums zu einer Weltmacht umbauen. Die Kernmarke Geely ist dabei für das Volumen zuständig, Volvo bringt Premiumcharme und Lotus soll zu einem echten Porsche-Konkurrenten aufgebaut werden. Wieder einmal - und diesmal sogar rein elektrisch. Mit ruhiger Hand ordnete Li Shufu die britische Klassikermarke seit der Übernahme neu - im Hintergrund mit Berater und Aufsichtsratsmitglied Carl-Peter Forster; einst in Diensten von BMW, Opel und Jaguar Land Rover. In diesem Zusammenhang musste auch der ehemalige PSA-Topmanager Jean-Marc Gales seinen Chefposten bei Lotus räumen und wurde in die zweite Reihe geschoben. Er wurde als CEO von Feng Qingfeng ersetzt, der bis dato als Entwicklungschef für die Geely Auto Group tätig war. Im Frühjahr 2018 hatte Gales noch stolz die Arbeit an zwei Lotus-Sportwagen und einem SUV bestätigt. Danach wurde Uday Senapati als neuer Direktor für Produktstrategie und -management ins Boot geholt, der nunmehr schrittwiese die in die Jahre gekommene Palette austauschen soll. "Mit einer Fülle von Erfahrung im Automobilsektor verfügt Uday über eine nachgewiesene Erfolgsbilanz bei der Führung erfolgreicher Teams in Automobilunternehmen des Premiumsegments", so Lotus-CEO Feng Qingfeng, "bei Lotus wird er die Führung bei der Entwicklung und Bereitstellung unserer Produktpläne übernehmen und er wird eine wichtige Rolle spielen, da Lotus weiterhin Innovationen in die Zukunft sieht."
Elektrische SUV
Zuvor war Uday Senapati für Marken wie General Motors, Jaguar Land Rover und Bentley in leitenden Positionen tätig. Neben neuen Sportwagen sollen unter ihm zwei Lotus-Crossover völlig neue Kunden zu den chinesisch-malaysischen Briten bringen. Eine technische Basis ist durch Volvo und deren Modelle XC40 sowie XC60 / XC90 mit den Plattformen CMA und SPA vorhanden. Während die Sportwagen noch über Verbrenner mit elektrischer Unterstützung verfügen, sollen die SUV für Mittel- und Oberklasse rein elektrisch angetrieben werden. Die enge Kooperation mit Geely ermöglicht es Lotus-Mutter Proton, deren Technologien und Plattformen für eigene Fahrzeuge zu nutzen. "Dieser neue Rahmen wird uns helfen, die nächste Entwicklungsstufe für Proton-Fahrzeuge zu erreichen und der Marke zu helfen, ihr volles Potenzial in Malaysia und Südostasien sowie weltweit durch Nutzung neuer Energietechnologien zu nutzen die Kernkompetenzen der malaysischen Automobilindustrie", so Geely-CEO Li Shufu. Der Fokus von ihm liegt auf Asien und hier speziell auf China. Speziell dort ist Porsche durch seine imposanten Verkäufe von Cayenne und Macan nach wie vor eine SUV- und keine Sportwagenmarke wie in Europa.
So ganz ohne Europa geht es für die Chinesen natürlich nicht. In Coventry werden die London-Taxis gefertigt und wenn England im Frühjahr 2019 aus der EU austritt, gibt es immer noch den mächtigen Volvo-Standort in Schweden. Und bei vielen Komponenten könnten sich zukünftige Lotus-Modelle speziell hier bedienen. Schließlich bringt Volvo 2021 die nächste XC90-Generation - auch als reine Elektrovariante. Und dann ist da noch der reine Elektro-Ableger namens Polestar. Ob hier noch Platz für die x-te Wiederauferstehung von Lotus ist, wird sich zeigen.
Fotos: Lotus
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- Veröffentlicht: 23. Oktober 2018