Auch wenn die Daten bereits den Fortschritt dokumentieren, zeigt sich die Stärke der elektrifizierten S-Klasse auf der Straße. Da der Elektromotor bis mehr als 130 km/h alleine den Dienst verrichtet, schwimmt man im Stadtverkehr mühelos im Verkehr mit. Dank der aufwendigen Dämmung ist es im Fahrzeug unglaublich leise, kein Motorengeräusch stört die Ruhe, lediglich das Abrollgeräusch der Reifen (leiser) und die hupende Ungeduld der anderen Autofahrer (lauter) dringen in den Innenraum. Dazu passt der Komfort durch die Luftfederung mit der sich der Mercedes über den Asphalt bewegt. Immerhin bringt der elektrifizierte Antriebsstrang inklusive Nebenaggregate, wie etwa den Zuheizer, rund 300 Kilogramm auf die Waage und schraubt das Gesamtgewicht des Mercedes Flaggschiffs auf etwa 2.3 Tonnen. Nach rund fünf Stunden sind die 13,5 Kilowattstunden-Akkus wieder gefüllt, wenn sie an eine Haushaltssteckdose angeschlossen sind.
Sensorfusion
Auf Landstraßen und Autobahnen setzt sich entspannte Vorankommen fort. Daran ist das maximale Systemdrehmoment von 700 Newtonmetern natürlich nicht ganz unschuldig. "Beim Benziner setzen wir den Elektromotor hauptsächlich zum Boosten, also zur Unterstützung ein", erklärt Dr. Torsten Eder, Leiter Powertrain. Innerhalb von fünf Sekunden wuchtet die Kraft der zwei Herzen die S Klasse auf 100 km/h und schafft es weiter bis maximal 250 km/h. Auch wenn man sportlicher unterwegs ist, spürt man die Leistung des Mercedes S 560e nicht so unmittelbar wie bei anderen Fahrzeugen, die mit einem Benzinmotor an der 500 PS-Marke kratzen. Das Ganze geht geschmeidig vonstatten. Wenn man Gas gibt, meldet sich der Sechszylinder-Verbrenner zu Wort, lediglich beim Bremsen ist der Übergang bei langsameren Geschwindigkeiten von der rekuperierenden Verzögerung hin zur hydraulischen Bremsung nicht immer unmerklich.
Die Technik hat sich deutlich weiterentwickelt und nutzt die Vernetzung der Sensoren bestmöglich aus. Am besten, man schaltet auf "Hybrid" und überlässt dem System die Auswahl, welcher Betriebsmodus der geeignete ist. Dann entscheidet die Software, wann gesegelt, rekuperiert oder beschleunigt werden soll. Die Reaktion wird aufgrund der Daten, die vom Navigationssystem (Streckenverlauf, Tempolimit), der Stereokamera oder auch dem Radar (Verkehrsfluss) kommt. "Eco Assistent" nennt sich der unsichtbare Chauffeur. Zum Beispiel wird dann so viel rekuperiert, dass der Fahrer nicht mehr bremsen muss, wenn das System langsamere Fahrzeuge voraus erkennt. Geht es zum Beispiel bergab, wird gesegelt und dann per Rekuperation auf durch das Gesetz vorgegebene Höchstgeschwindigkeit verzögert. Will der Fahrer selbst bestimmen, wie das Auto agiert, steht ihm der Eco Assistent ebenfalls zur Seite. Dabei ist das Gaspedal ein wichtiges Medium: Ein spürbarer Druckpunkt signalisiert, wenn der der Verbrenner zugeschaltet wird, genauso initiiert das System einen Gegendruck, wenn es am besten ist, vom Gas zu gehen, damit der Elektromotor das Kommando übernehmen kann.
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- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 14. Oktober 2018