Das Reservoir deutscher Automanager, die bei chinesischen Start-Ups anheuern, ist groß. Vor allem von BMW strömt der Techniker-Exodus gen Osten. Future Mobility hat die Elektromobilitätsmarke Byton mit Hilfe einiger BMW-Manager auf die Räder gestellt. Auch wenn die etwas hölzern mit Gewalt auf jugendlich leger getrimmte Präsentation des Konzepts des E-SUVs durch Dr. Carsten Breitfeld und Dr. Daniel Kirchert eher zu einer Apple-Kopie mutierte, steckt hinter dem Elektrofahrzeug, das 2019 in China debütiert, eine Menge Know-how und eine solide Geschäftsstruktur. Das unterscheidet Byton von Faraday Future. Zu den Investoren gehören Tencent, die hinter den in China sehr populären Messagingdienst WeChat steckt, der Apple-Zulieferer Foxconn und die chinesische Händlergruppe Harmony New Energy Auto.
Neue Spieler
Das Know-how stammt aus Deutschland: Carsten Breitfeld war maßgeblich an der Entwicklung des BMW i8 beteiligt und hat einige Experten aus Deutschland und China um sich geschart und hält das Heft des Handelns in der Hand. Allerdings kann die teutonische Dominanz im Reich der Mitte auch zum Boomerang werden. "Nur Chinesen können agieren, wie Chinesen", heißt es zwischen Beijing und Hongkong. Zudem ist Byton in China selbst wohl noch nicht so bekannt, wie andere Hersteller, aber wenn das Elektro-SUV zu einem Basispreis von 45.000 Dollar auf den Markt kommt und mit dem Bedienkonzept inklusive 49 Zoll großen flachen Bildschirm und starker Personalisierung inklusive Gesichtserkennung, die technikaffinen Chinesen überzeugt, kann sich das sehr schnell ändern. Genug Autos, um den Erfolg anzuschieben, sind vorhanden: Die Produktion in der Fabrik in Nanjing soll bei 300.000 Fahrzeugen pro Jahr liegen.
Ähnlich ambitioniert will der chinesische Konkurrent Nio mit einem elektrischen SUV die Käufergunst erobern. Wie bei dem Rivalen Byton, sind außerchinesische Einflüsse unabdingbar: Beim Design spricht die Münchner Dependance ein gewichtiges Wort mit. Mitte nächsten Jahres soll der ES8 auf den Markt kommen und rund 448.000 Renminbi (57.781 Euro) kosten. Wenn man die Batterien für 1.280 RMB (165 Euro) pro Monat least, sind es 100.000 RMB (12.897 Euro) weniger. Der ES8 beherrscht dank des neuesten Mobileye EyeQ4-Chips und 23 Sensoren autonome Fahrfunktionen, wie den Stauassistenten und erreicht angeblich das EuroNCAP 5-Sterne Sicherheitsniveau. Produziert wird das SUV bei JAC in Hefei. Geplant sind 50.000 Stück pro Jahr, mit Doppelschichten sind es 100.000 und bei Bedarf kann auch diese Zahl noch gesteigert werden. Frühestens in drei Jahren soll der ES8 nach Europa kommen. "Wir haben die Finanzmittel für die nächsten fünf Jahre", stellt Nio-Gründer William Li klar. Der Nio-Mutterkonzern NextEV hat potente Geldgeber von dem Projekt überzeugen können: Die chinesischen Internet-Giganten Baidu und Tencent sind ebenso an Bord, wie Baillie Gifford & Co (britischer Investmentfond) und die Technikkonzerne Xiaomi und Lenovo. Zum Nio-Konzept gehören auch Wechsel-Akkus, an denen sich Shai Agassis "Better Place" vergeblich versucht hat. Bei Nio soll das System jedoch reibungslos funktionieren.
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- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 19. Februar 2018