Am Niveau des Klassenprimus VW Golf mag die Innenraumanmutung des Kia Ceed nicht kratzen, aber Wertigkeit und Ergonomie passen allemal, auch wenn die Koreaner die Chance verpasst haben, die rot hinterleuchteten Knöpfe ein für allemal aus dem Cockpit zu verbannen. Ihre Lesbarkeit ist unverändert mäßig. Je nach Ausstattungsvariante blicken die bis zu fünf Insassen auf einen Multifunktionsbildschirm mit einer Diagonale von fünf, sieben oder acht Zoll. Ebenfalls neu in dem Koreaner: klimatisierte Sitze vorn, eine beheizbare Frontscheibe und eine kabellose Ladung des Mobiltelefons.
Zwei Diesel - zwei Benziner
Der Kia Ceed ist das erste Modell auf der neuen K2-Plattform, die steifer und leichter wurde, was das Gewicht des Ceed bei verbesserten Crash- und Komfortwerten um 25 Kilogramm reduziert. Die vermeintliche Reduzierung wurde jedoch durch mehr Ausstattung und verbesserte Fahrerassistenzsysteme nahezu völlig aufgefressen, wodurch das Gewicht von knapp 1,3 Tonnen auf dem gleichen Niveau wie beim Vorgänger liegt. Das Chassis behielt seine Architektur und bietet unverändert unabhängige McPherson-Federbeine vorn und eine Multilink-Achse hinten. Die Lenkung selbst wurde präziser und direkter. Die Motorenfamilie im neuen Kia Ceed startet mit dem bekannten 1,0-Liter-Dreizylinder-Benziner mit 88 kW / 120 PS. Darüber rangieren ein neuer 1,4 T-GDI, der das bisherige 1,6-Liter Triebwerke ersetzt. Bei den Selbstzündern gibt es einen 1.6 CRDi, der nach Wunsch 115 und 136 PS leistet und zwischen 3,4 und 4,0 Litern verbraucht. Auf Wunsch gibt es für die beiden Diesel und ein 1.4 T-GDI ein siebenstufiges Doppelkupplungsgetriebe.
Bei den ersten Testfahrten im getarnten Prototypen macht der aufgeladene Dreizylinder mit seinen 120 PS einen guten Eindruck. Obwohl sich das Team rund um Entwicklungs-Chef Albert Biermann (ehemals BMW M GmbH) erfolgreich bemühte, die dritte Ceed-Generation sportlicher und dynamischer werden zu lassen, geschah dies nicht auf Kosten des Komforts. Selbst auf mäßigen Straßen federt der Ceed-Prototyp gelassen alle Unebenheiten weg und trotz Prototypenstand gelangen kaum störende Geräusche in den gut gedämmten Innenraum. Mit dem kleinen Dreizylinder kommt man flott voran, wobei spürbare Leistungsschübe schon aufgrund der überschaubaren 172 Nm (bei 4.000 U/min) Drehmoment nicht zu erwarten sind. In der Innenstadt oder im Verkehr in Stadtnähe ist der 1.0 T-GDI allemal ausreichend; auf der Autobahn oder Landstraße muss man den präsenten Dreizylinder mit häufigen Schaltvorgängen bei Laune halten. Insbesondere bei Überholmanövern kommt man um wiederholtes Herunterschalten nicht umhin, was den avisierten Normverbrauch von 4,4 Litern nennenswert nach oben drückt. Was der neuen Ceed-Generation überraschenderweise fehlt, ist eine Allradoption und eine elektronische Dämpferabstimmung. Der Fahrprogrammschalter beeinflusst allein Gaspedalannahme, Lenkung und Gangwechsel bei den Versionen mit Doppelkupplung.
Fotos: Kia