Konstruktionspläne wurden weggegeben und alte, wichtige Bauteile verkauft. Jetzt wird das Erbe mühsam wiederhergestellt, im eigentlichen, wie übertragenen Sinne. Damit die Autos im neuen Glanz erstrahlen können, ist viel Handwerkskunst von Nöten. So wie beim Lightweight E-Type Nummer vier: Der Rohbau muss galvanisiert werden, aber nicht einfach husch husch, sondern fein säuberlich, wie das damals bei den Automobilen üblich war. Die einzelnen Teile des Autos entstehen übrigens getreu nach den Originalplänen. Oft kommt es einer Detektivarbeit gleich, die verschollenen Skizzen wieder aufzutreiben. Ganz zu schweigen von den alten Handwerkskünsten, die heute nur noch wenige in der Güte, beherrschen, um den Oldtimern gerecht zu werden.
Wie neu
Ein paar Meter weiter beziehen zwei Sattler Sitzpolster, jeder Handgriff ist ein Manifest jahrelanger Erfahrung. Die weißgetünchten Hallen sind so sauber, dass man vom Fußboden essen könnte. Kein Maschinenlärm, keine lauten Wortwechsel nur konzentriertes Arbeiten. Wieder ein paar Schritte weiter erstrahlen gerade ein paar XJ220 in altem neuen Glanz. Dieser "Supersportwagen ist wichtig für uns", erklärt Tony O\'Keeffe. "Reborn", Wiedergeburt nennt sich das Programm, das sich das Wiederherstellen der Jaguar Land Rover Vergangenheit zum Ziel gesetzt hat. Allerdings stehen hinter dem scheinbar hehren Ansinnen auch knallharte wirtschaftliche Interessen. "Wir bauen die Autos nur bei Aufträgen auf", erklärt Michael Bishop, der sich bei Land Rover um die klassischen Fahrzeuge bemüht. Momentan sind rund 60 Fahrzeuge in Arbeit. Ganz billig ist das Vergnügen natürlich nicht: Ein Jaguar E-Type Reborn kostet bis zu 285.000 Euro. Bei einem Land Rover sind es 67.000 bis 93.000 Euro.
Dafür hat man auch einen Klassiker, der in einem Zustand ist, als ob er gerade die Fabrik verlassen hätte. Um das genau so hinzubekommen, baut man bei der Land Rover-Sektion die Original-Produktionsstraße wieder auf. Als Vorlage dienen Fotos der ursprünglichen Fertigungs-Anlagen. Nicht jeder Besitzer will seinen Oldtimer, "wie neu" haben, manche wollen perfekte Technik, aber die Patina erhalten. Es gibt fast nichts, was die Spezialisten nicht hinbekommen, manche Schätze der Vergangenheit kommen in einem bedauernswerten Zustand an. "Dieser Range Rover aus Australien war nur ein Klumpen Schlamm", sagt Michael Bishop, der selbst einige Klassiker sein eigen nennt. Doch manchmal stößt die Kunst der Experten an ihre Grenzen, zum Beispiel, wenn der der Rost zu sehr gewütet hat.
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- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 11. August 2017