Wie konnte es soweit kommen, dass ein Vorzeige-Industriezweig Deutschlands derart in Verruf gerät? Hier eine Zusammenfassung der Ereignisse. Vor gut zwei Jahren auf der IAA in Frankfurt schien die Welt noch in Ordnung: die VW Führungsspitze rund um Konzernchef Martin Winterkorn strahlte in die Kameras und ließ sich feiern. Nichts und Niemand schien Europas größten Autobauer auf dem Weg an die Weltspitze der meistverkauften Autos aufhalten zu können. Doch weniger Tage später - am 19. September 2015 - platzte die Bombe: Bereits am 3. September hatte Volkswagen gegenüber der kalifornischen Luftreinheitsbehörde "CARB" und der "United States Environmental Protection Agency" (EPA) zugegeben, Dieselmotoren mit Hilfe einer Software so manipuliert zu haben, dass die Triebwerke beziehungsweise Fahrzeuge bei den standardmäßigen Fahrzyklen-Tests, die auf Rollenprüfständen vorgenommen wurden, die Abgas-Grenzwerte erfüllen, im realen Fahrbetrieb jedoch nicht. Betroffen - so glaubte man zunächst - waren Motoren der Kennziffer EA189, der als 1.2 TDI, als 1.6 TDI und 2.0 TDI zwischen 2007 und 2015 in Modellen des VW-Konzerns verbaut war. Europaweit sollen rund acht Millionen Fahrzeuge betroffen sein, in Deutschland alleine etwa 2,5 Millionen. Wie kam es zu der Schummel-Software? Laut Medienberichten behaupten beteiligte Ingenieure, dass angeblich der Kostendruck beim Erreichen der Abgasnormen eine große Rolle gespielt haben soll.
Auch Dreiliter V6-TDI betroffen
Der Dieselskandal forderte schnell prominente Opfer. Nachdem die VW-Aktie in den Keller gerauscht war, tritt Martin Winterkorn am 23. September als VW-Vorstandsvorsitzender zurück und Porsche-Chef Matthias Müller wird sein Nachfolger. Derweil laufen die Bemühungen an, den konzernbedrohlichen Dieselskandal möglichst gut einzudämmen. Fieberhaft arbeitet man bei VW daran, Nachrüstlösungen zu finden, die die Stickoxide (NOx), welche die Motoren ausstoßen so weit reduzieren, dass die EU-Grenzwerte eingehalten werden. VW ersinnt verschiedene Maßnahmen und stellt diese bereits im November 2015 dem Kraftfahrzeug-Bundesamt (KBA) vor. Am 21. Dezember 2016 erhält VW vom KBA die Freigabe zur Umrüstung aller betroffenen TDI-Motoren. Das soll hauptsächlich per Software-Update geschehen und beim 1,6-Liter EA 189-Motor wird zusätzlich direkt vor dem Luftmassenmesser ein sogenannter Strömungsgleichrichter, also ein Gitter, befestigt.
Doch damit war das "Dieselgate" noch lange ausgestanden. Mittlerweile stellte sich heraus, dass nicht nur die Vierzylinder-Motoren mit einer illegalen Software bestück sind, sondern auch Dreiliter-V6-TDI-Triebwerke, die in großen SUV, wie dem Audi Q7 oder den Porsche Cayenne verbaut sind. Unlängst hat Verkehrsminister Alexander Dobrindt ein Zulassungsverbot für die Porsche Cayenne ausgesprochen, die mit diesem Motor bestückt sind. Das soll solange gelten, bis eine wirksame Nachrüstung dieser Modelle erfolgen kann. Außerdem hat das Verkehrsministerium einen Pflichtrückruf angeordnet. Dieses Triebwerk stammt von Audi und verrichtet in verschiedenen Fahrzeugen des Ingolstädter Autobauers seinen Dienst. Das führte bei Audi zum Rückruf von 24.000 Dieselmodelle der Baureihen A7 und A8.
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- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 30. Juli 2017