Röscheisen hat viel erlebt: Als Fahrzeugtester und als Motorsportler. Als Walter Röhrl 1981 ohne Auto dasteht, weil der Mercedes-Werksvertrag nicht zustande kommt, meldet sich der Regensburger Lenkradkünstler beim Schwaben. "Schade, dass Du Dein Auto verkauft hast, da hätten wir was zum Fahren." Dieter Röscheisen überlegt nicht lange: "Dann bauen wir halt ein neues auf.". Gesagt, getan, Der passionierte Rallyefahrer und Porsche-Techniker macht sich mit Feuereifer an die Arbeit und schafft das Kunststück. Röhrl mischt mit diesem Porsche die Rallyeszene auf, bekommt 1982 wieder einen Werksvertrag bei Opel und wird prompt erneut Rallye-Weltmeister. Dieter Röscheisen schafft es später sogar als Techniker in das Formel-1-Team von Sauber.
Halsbrecherische Versuchsfahrten
Immer wieder kreuzen Rennsportgrößen den Weg des bescheidenen Versuchsfahrers. Er arbeitet mit Michelle Mouton und Hannu Mikkola bei der Vorbereitung der Rallye-Boliden zusammen und ledert bei einem Beschleunigungstest mit dem Audi S1 auf den ersten hundert Metern Hans-Joachim Stuck in dessen Porsche 962 ab. "Der hat ganz schön geschaut". Röscheisens Motorsportbegeisterung macht vor nichts halt: Selbst einen Renn-Trabi oder ein Goggomobil bewegt er im Streben nach sportlichen Ehren und fährt mit einem BMW 2002 ti Rallyes. Viele dieser Momente hält der begeisterte Hobbyphotograph und Vater eines Sohnes, der ebenfalls bei Porsche arbeitet, mit seiner Kamera fest. Auch Michael Schumacher vertraut dem knipsenden Rennsport-Kollegen und lässt ihn ganz nahe an sich ran.
Der Versuchstechniker und Testfahrer spricht nicht gerne über sich. Doch wenn er von den guten alten Zeiten schwärmt, strahlen die blauen Augen des großgewachsenen sympathischen Mannes, der sich vom KFZ-Lehrling (bei einem Ford-Händler), über die Meister- und Technikerschule bis in die Porsche-Testabteilung hochgearbeitet hat. "Ein Testfahrer muss sportlich Auto fahren können, sonst wird es schwierig", sagt Röscheisen. Und ein Auto schnell zu bewegen, das kann er. So gut, dass er beim Film "Carnapping" bei den halsbrecherischen Verfolgungsszenen als Fahrer agiert. Dass es nicht zur großen Hollywood-Karriere gereicht hat, berührt den Mann, der nach 40 Jahren, sechs Monaten und 26 Tagen das Berufsleben ausklingen lässt, nur bedingt.
- Details
- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 06. April 2017