Mittlerweile lacht niemand mehr. Das Dacia-Konzept als Billigableger von Renault ist aufgegangen. Schon 2007 verkaufte Dacia weltweit bereits 367.264 Autos. Das französisch-rumänische Erfolgsmodell machte Schule; doch der Erfolg lässt sich nicht so einfach reproduzieren. Das musste Volkswagen bitter am eigenen Leib erfahren, als das Vorhaben zusammen mit Suzuki ein Billigauto zu produzieren grandios scheiterte. Selbst die Meldung, dass ein Einstiegsmodell des Duster (ohne ESP) durch den Elchtest gefallen war, bremste im technikverliebten Deutschland das Begehren nach den günstigen Vehikeln nicht. Seit dem Start der Marke haben die Dacia-Händler hierzulande rund 454.000 Autoschlüssel übergeben. In den ersten acht Monaten dieses Jahres entschieden sich 34.442 Deutsche für ein Fahrzeug der Renault-Tochter. Das entspricht einem Marktanteil von rund eineinhalb Prozent - ein Wert, von dem andere Importeure hierzulande nur träumen können. Und das, obschon große Neuigkeiten seit Jahren fehlen.
Keine monokausale Erklärung
Wer den Dacia-Erfolg nur mit günstigen Produktionskosten in Rumänien und im nordamerikanischen Tanger sowie den Skaleneffekten begründet, greift zu kurz. Bei Dacia gibt es keine große Rabattschlacht, die ohnehin schon günstigen Preise sind kaum mehr verhandelbar. Die Renault-Tochter verdient mit jedem Auto Geld und ein günstiger Preis bedeutet keineswegs zwangsweise schlechte Qualität. Eine große Stärke der rumänischen Renault-Tochter ist das Erkennen von Trends. War zu Beginn der Dacia-Ägide noch Geiz geil, hat sich die Mobilität mittlerweile verändert. Die Kunden wollen ein vollwertiges Auto und investieren dafür auch in Extras. Der unschlagbare Einstiegspreis wird nur selten gezogen. Angesichts dessen erscheint auch die Preisanpassung in Jahren 2010 und 2012 in einem anderen Licht. Im Gegensatz zu den sonstigen Gepflogenheiten der Branche, bei der dieser Terminus eine sanfte Erhöhung der Preise bedeutet, senkte die Renault Tochter die Preise bei den Modellen Sandero und dem SUV Duster deutlich um bisweilen zweistelligen Prozentraten. Die damalige Begründung, dass man durch die hohen Verkaufszahlen günstiger produzieren könne und dies an die Kunden weitergeben wolle, war dabei nur die halbe Wahrheit. Letztendlich ging es darum die Marktposition zu festigen. Dafür opfern die Dacia Manager auch heilige Kühe: Den Dacia Logan gibt es in Deutschland nur noch als Kombi.
Nachdem es in den vergangenen Jahren um neue Dacia-Modelle weitgehend ruhig blieb, soll sich dies 2017 ändern. Im Fokus steht dabei der Duster, der einzige Billig-SUV auf dem deutschen Markt. Er wird neu aufgelegt und soll dann wahlweise mit fünf oder sieben Sitzplätzen angeboten werden. Die Hartplastikwüste, Komfortausstattungen und Fahrerassistenzsysteme bleiben weitgehend außen vor. Hier will Dacia seiner Linie treu bleiben. Kurz war diskutiert worden, auch den kleinen Billig-SUV Renault Kwid, der in Indien ein begehrtes Modell zur Massenmobilisierung geworden ist, unter dem Dacia-Label auf den Markt zu bringen. Der winzige Kwid hatte sich in 2015 für Renault innerhalb weniger Monate zum Bestseller auf dem Subkontinent gemausert. In den ersten beiden Monaten wurden 72.000 Kleinst-SUV verkauft - zu Preisen von weniger als 4.000 Euro. In Indien stiegen die Renault-Verkäufe im ersten Quartal um fast 200 Prozent. Hauptgrund: der Kwid mit fast 30.000 Zulassungen in den Monaten Januar bis März 2016. Für weitere 120.000 Fahrzeuge dieses Modells liegen Bestellungen vor. Mittlerweile wird der Kwid auch in Südamerika angeboten. "Von der neuen Produktplanung erwarten wir, uns einen großen Anteil am schnell wachsenden SUV-Markt in Brasilien zu sichern", erklärte Konzernchef Carlos Ghosn. "Die Ausweitung unserer SUV-Fertigung in Brasilien bestätigt das große Vertrauen, das wir in diesen Markt haben", so Ghosn weiter. Mit dem Bestseller Duster verkauft Renault in dem Land bereits ein erfolgreiches SUV-Modell.
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- Veröffentlicht: 22. November 2016