Aber es gibt sie tatsächlich, die Gegenstücke zu dem herumtänzelnden Feierbiestern. Die Überzeugungstäter mit Benzin im Blut und schwerem rechten Fuß. Bo Schröer hat einen übermannshohen Smart-Bigfoot mit Stollenreifen, die alles, was sich in den Weg stellt, den Erdboden gleichmachen, gebaut. Dass unter der Smart-Hülle Suzuki-Technik steckt. Na und. Die Arbeit den Japaner auf Smart zu trimmen und die hochbeinige Optik hinzubekommen, ist nicht ohne. "Ich habe die Werbung gesehen, als ein Smart im Morast stecken geblieben ist und dann gesagt wurde, dass das Auto für die Stadt gemacht ist. Da dachte ich mir: \'Das muss doch auch anders gehen\'", erzählt Schröer und legt seine Hand auf einen Monster Pneu. Der Killer-Smart ist nicht nur Staffage und muss sein Können auch im harten Gelände beweisen. "Der fährt senkrecht die Wand hoch", sagt Peter Schmitz, der dieses Jahr mit seinem 120-PS-Renn-Smart (nein, das ist kein Paradoxon) die Slalom-Wertung des Trytec-Cups in der HB-1600-Klasse gewinnen wird. Zum Beweis lässt er den aufgemotzten Brabus-Motor losbrüllen, vollmundig, röhrend, wie ein Achtzylinder.
Transformers-Smart wacht über das Treffen
Gleich nebenan steht der Gegenentwurf zu den PS-Protzen: ein pinkfarbener Mädchenschwarm-Smart. Die Besitzerin Sue Toogood aus Wales läuft mit einem gleichfarbigen Regenschirm herum und erinnert so ein bisschen an eine moderne Mary Poppins stolz erzählt die Waliserin, wie sie das Interieur mit rosa Leder beziehen hat lassen, damit es genauso aussieht, wie der Metallic-Lack. Wenn es kalt wird oder regnet, wechselt der sogar seine Farbe und nimmt einen bläulichen Ton an. "Ich habe zehn Jahre gebraucht, bis das Auto fertig war"; erzählt Sue und zeigt voller Stolz den letzten Farbklacks: eine pinke Carbon-Beschichtung, die den Ventildeckel ziert.
Über das ganze Treiben wacht ein Transformers-Smart mit dem Schild "For Robot" auf der Brust. Was Chevrolet mit dem Camaro kann, haben die Schwaben schon lange drauf. Ob der Bumblebee für Arme auch beim fünften Teil der Roboter-Hau-Drauf-Saga eine Rolle spielen wird, konnte niemand bestätigen. Der Einfallsreichtum der Smart-Fans kennt kaum Grenzen, einer hat aus dem Kleinwagen einen Rolls-Royce gemacht, ein anderer hat ein weißes Papa-Mobil mit dem Namen "For Papa" gezaubert - inklusive Glas-Kanzel und Sitzplatz. Wenn der bescheidene Heilige Vater in Rom Wind von diesem Beförderungsmittel bekommt, besteht eine gute Chance, dass er es benützt. Wieder andere stecken den Smart in eine Schnee-Kugel, wie man sie aus Kindheitstagen kennt. An einem dunklen Smart prangt ein goldener Sheriff-Stern, die Felgen, die Sitzbahnen und die Applikationen glänzen ebenfalls golden. Der breitschultrige Besitzer, den man den Ortungshüter auch ohne diese Macht-Insignien abnimmt, unterhält sich mit einem Kumpel über Chip-Tuning.
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- Geschrieben von wolfgang-gomoll
- Veröffentlicht: 28. August 2016