Deutsche Modelle sind auf der größten Tuningshow der Welt stark in der Minderheit. Vereinzelt blinken mal ein Mercedesstern oder ein BMW-Logo auf. Porsche, Audi und Volkswagen sind sogar noch seltener auszumachen. Ein von Eneos präsentiertes Konzeptfahrzeug bekommt daher ein wenig mehr Aufmerksamkeit geschenkt, als es die Standbesitzer geahnt hätten. Dabei bietet der 200 PS starke orange Beetle kaum nennenswerte Wertzuwächse oder Ausstattungsapplikationen. Da sieht es bei den in der Mehrheit präsenten Pick-Ups schon anders aus. Die teilweise auf gewaltigen Rädern stehenden Kraftpakete sind so zahlreich vertreten, dass sich eine ganze Halle mit ihnen und dem Thema Offroad beschäftigt.
Full Metal Jacket-Star vor Ort
Zu den schrulligsten Fahrzeugen der gesamten Messe, und das will dieser Tage in Las Vegas schon etwas heißen, zählt der Scion x Riley Hawk Skate Tour xB. Der mit einer leistungsstarken Hifi-Anlage ausgestattete Van fällt besonders auf Grund seines nahezu überall verlegten Langhaar-Teppichbodens auf. Profi Skater Riley Hawk ist besonders stolz "auf den im Kofferraum installierten Skateboardhalter." Eines der seltenen Mercedes-Fahrzeuge, das es ins Feld der Sema-Protagonisten geschafft hat, ist der Vito. Der in den USA unter dem Namen Metris gerade erst präsentierte Van ist gleich in vier verschiedenen Konzept-Versionen zu sehen. Der Luxury Van von HQ Custom Design, der Fire Chief Concept Truck von Rado, der Mobile Golf Pro Shop von Garmin und der Party/DJ Van von Renntech zeigen, dass ein Van nicht unbedingt langweilig sein muss - und schon gar nicht leise. Denn, wie nahezu jeder Messestand, hat auch Mercedes einen eigenen DJ vor Ort, der den Standbesuchern mit ohrenbetäubender Musik die Ohren volldröhnt.
Überhaupt ist die Sema eine Messe für alle Sinne. Laute Musik, dröhnende Motoren, stinkende Reifen und viele, viele schöne Frauen. Zu Letzteren muss jedoch gesagt werden, dass, wie auch bei den meisten Fahrzeugen, nur wenige Körperregionen im Originalzustand geblieben sind. Das macht den mit Kameras und Smartphones ausgestatteten männlichen Besuchern natürlich überhaupt nichts aus. Noch künstlicher als die Figuren der Messegirls ist ein komplett aus einem 3D-Drucker geborener Messeteilnehmer. "Wir schaffen bis zu 80 km/h!", erklärt Taylor Alexander von Local Motors stolz. Richtig stolz sind auch die Besucher, die nach vielen Minuten ruhigen Wartens endlich ein Bild von sich mit einem ihrer Idole ergattert haben. Ob nun Rennfahrer wie Tanner Foust, Tuning-Größe Ryan Friedlinghaus von West Coast Customs oder auch Ronald Lee Ermeys, bekannt geworden durch seine Rolle als Drill-Instructor des Antikriegsfilms Full Metal Jacket - bei solch einer Gelegenheit spielt Zeit, anders als bei der Parkplatzsuche, dann plötzlich überhaupt keine Rolle mehr.
Fotos: Marcel Sommer
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- Geschrieben von marcel-sommer
- Veröffentlicht: 06. November 2014