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Katze auf dem Sprung

Jaguar wird elektrisch - Panthera-Plattform (Foto: JLR)

Jaguar steigt wie die meisten anderen Hersteller in den kommenden Jahren komplett auf Elektroantriebe um. Fast alles dreht sich dabei um die neue Elektroplattform Panthera, die bisher kaum einer kennt.

Um die Panthera-Plattform machen die Verantwortlichen von Jaguar Land Rover nicht nur in der Entwicklung noch ein großes Geheimnis. Bisher ist nur bekannt, dass diese die Bezeichnung Panthera tragen soll und anders als lange angenommen, nunmehr doch im eigenen Hause entwickelt wird. Gerade daran hatten viele bisher gezweifelt, denn im Vergleich zu den anderen Premiumherstellern ist es um die Finanzsituation von Jaguar Land Rover und speziell dem Limousinen- und Sportwagenableger Jaguar nicht zum Besten bestellt. Doch die Kooperationsgespräche mit verschiedenen Herstellern und Zulieferern über die Nutzung derer Plattform verliefen 2020 / 2021 erfolglos. Darum legen die Briten bei der Zukunftsplattform trotz vergleichsweise überschaubarer Stückzahlen selbst Hand an.

Jaguar will ins Luxuslager aufsteigen

Aktuell bietet Jaguar mit dem i-Pace zwar einen Elektrocrossover der ersten Stunde, kann sich damit gegen die internationale Konkurrenz und ihrem aufkommenden Schwall an Elektromobilen aber kaum in Szene setzen und auch im eigenen Portfolio spielt der i-Pace eine untergeordnete Rolle. An sich sollte bereits 2020 ein elektrischer Nachfolger für die Luxuslimousine XJ starten, doch das bereits weit gediehene Projekt wurde zunächst immer wieder verschoben und 2021 schließlich beerdigt. Insofern geht es darum, zeitnah die aktuell im Portfolio befindlichen fünf Baureihen E-Pace, F-Pace, XE, XF und den F-Type als Roadster und Coupé zu ersetzen. Leicht wird das nicht, denn an sich will Jaguar bereits ab 2025 nur noch elektrische Modell anbieten. Der bei Magna Steyr in Österreich produzierte i-Pace wird noch einige Zeit laufen, doch man braucht zeitnah neue Modelle, um nicht völlig den Anschluss an Audi, BMW, Mercedes, Porsche, Tesla oder selbst Volvo zu verlieren.


Entsprechend groß ist der Druck, dass die Modelle auf der künftigen Panthera-Plattform ein Erfolg werden, denn der Inhaber von Jaguar Land Rover, Tata Motors mit dem darüberstehenden Großkonzern Tata, hatte sich in den vergangenen zwei Jahren immer wieder wenig erfreut über die Absatzentwicklungen der britischen Außenstelle gezeigt. Jaguar, in den vergangenen Jahren deutlich im Schatten der anderen Premiumhersteller und selbst der Markenschwester Land Rover, soll sich durch den Elektroschub deutlich nach oben positionieren und vom Premium- ins ertragreichere Luxuslager wechseln, um damit eine Klasse höher anzutreten. Dies würde im Gleichschritt mit den deutschen Premiumherstellern geschehen, denn diese wollen sich gerade mit ihren großen Modellreihen ebenfalls nach oben schieben, um Begehrlichkeiten der Kundschaft zu wechseln und entsprechende Erträge zu realisieren.

Ab 2025 nur noch elektrisch

Die Jaguar-Kunden, die vom Verbrenner auf ein Elektromodell wie den i-Pace wechselten, sind mit ihrer Wahl zufrieden. Eine Umfrage unter den deutschen Kunden dürfte repräsentativ auch für andere europäische Länder sein. 85 Prozent der Befragten sind demnach zufrieden mit ihrem elektrifizierten Fahrzeug. Zwei Drittel würden ihren Verwandten oder Freunden einen Umstieg auf ein E-Auto empfehlen, ob als Plug-in-Hybrid oder als vollelektrisches Auto; unter Fahrern von elektrifizierten Fahrzeugen von Jaguar und Land Rover sind es sogar 80 Prozent und für den erneuten Kauf eines E-Autos würden sich 75 Prozent der Deutschen entscheiden. Besonders stark ist der Zuspruch dabei in der jüngeren Generation: In der Altersgruppe der 30- bis 39-jährigen ist die Zufriedenheit mit elektrifizierten Fahrzeugen besonders hoch. Hier würden 79 Prozent zu einem elektrifizierten Fahrzeug raten und ganze 94 Prozent würden wieder eines kaufen.Für viele Kunden dürfte der Umstieg jedoch durchaus schwierig sein, denn schließlich erfreuten sich gerade die leistungsstarken V8-Motoren der Sportversionen bei dem britischen Autobauer großer Beliebtheit. Doch diese Triebwerke wird es ab 2025 nur noch bei der anderen Markenhälfte Land Rover geben, deren neue Triebwerke nicht mehr selbst entwickelt wurden, sondern bei BMW eingekauft werden.

Jaguar wird elektrisch - Panthera-Plattform (Foto: JLR)
Jaguar wird elektrisch - Panthera-Plattform (Foto: JLR)
Jaguar wird elektrisch - Panthera-Plattform (Foto: JLR)
(Foto: JLR)
(Foto: JLR)
(Foto: JLR)

Genau dieser Einkauf hat bei der Suche nach einer geeigneten Elektroplattform nicht geklappt. Ein Grund dürften die speziellen Ansprüche von Jaguar Land Rover unter Marken-CEO Thierry Bolloré sein, denn bestenfalls sollten alle künftigen Jaguar-Modelle auf einer Plattform kreiert werden können, um die Kosten in Grenzen zu halten. Daher kein Geheimnis, dass die hauseigene Panthera-Plattform skalierbar sein wird und sich somit nicht nur verschiedene Karosserieaufbauten, sondern auch variabel Radstände und Spurweiten realisieren lassen. Wahlweise wird es wie bei der Konkurrenz Hinterrad- oder Allradantriebe geben und das flexible Akkupaket zwischen den Achsen sorgt nicht nur für die nötige Reichweite, sondern auch Steifigkeit für Sicherheit, Komfort und Fahrspaß der kommenden Jaguar-Modelle.


"Jaguar Land Rover ist einzigartig in der globalen Automobilindustrie. Die Designer unvergleichlicher Modelle, ein unübertroffenes Verständnis für die künftigen Luxusbedürfnisse der Kunden, ein emotionaler Markenwert, ein britischer Geist und ein unübertroffener Zugang zu führenden globalen Akteuren in den Bereichen Technologie und Nachhaltigkeit innerhalb der Tata-Gruppe", sagt CEO Thierry Bolloré, "wir machen uns diese Zutaten heute zunutze, um das Unternehmen, die beiden Marken und das Kundenerlebnis von morgen neu zu gestalten. Die Reimagine-Strategie ermöglicht es uns, diese Einzigartigkeit zu verstärken und zu feiern wie nie zuvor." Keine leichte Aufgabe für die Ingenieure und die Umsetzung der eigenen Plattform, die bei null beginnt.

   Autor: Stefan Grundhoff  Stand: 24.02.2022
Fotos: JLR  

(Foto: JLR)
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