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Klein, aber aha

Fox Mia Cargo 2.0 (Foto: Electric Brands)

Die Elektromobilität macht sich zunehmend nicht nur bei den Privatkunden, sondern insbesondere bei kleinen Nutzfahrzeugen bemerkbar. Elektrische Mikrobusse sind für die letzte Liefermeile interessanter denn je.

Bollinger, von vielen Geländewagenfans bereits als legitimer Nachfolger des 4x4-Kantholzes Land Rover Defender gefeiert, machte Anfang des Jahres einen Rückzieher. Nichts war es mit den coolen Elektrooffroadern B1 und B2. Stattdessen entschied das Start-Up, einst in Hobart / New York gegründet, seine erfolgreiche Zukunft allein im Bereich der Nutzfahrzeuge zu suchen. "Wir haben unzählige Stunden harter Arbeit und Leidenschaft investiert, um etwas zu schaffen, auf das wir alle sehr stolz sind", blickt Robert Bollinger zurück, "heute jedoch verschieben wir ihre Entwicklung und verlagern unseren Schwerpunkt auf Nutzfahrzeuge und Flotten. Das ist ein sehr wichtiger Schritt für uns, denn er ermöglicht es uns, unsere Technologie weiterzuentwickeln und einen echten Beitrag zur grünen Zukunft der Automobilindustrie zu leisten." Mittlerweile konzentriert sich Bollinger Motors in Oak Park, Michigan, auf den Bau hochwertiger Elektro-Lkw für private und gewerbliche Zwecke.

Nutzfahrzeuge statt Personenlaster

Nicht das erste Unternehmen, dass sich dem harten Konkurrenzdruck bei den PKW nicht aussetzen will und ganz oder zumindest teilweise auf kleine Laster mit Elektroantrieb setzt. Ganz ähnlich sieht es bei Fox E-Mobility und elektrischen Mia 2.0 aus. Einst lag der Fokus auf einem kleinen Citymobil für den privaten Nutzer, wobei der Kleinstlaster eher als Nebengeschäft geplant war. Nachdem das Design von den beiden Versionen als elektrischer Klein-PKW und -Lieferwagen bestätigt wurde, gehen die ersten echten Erprobungsträger ab diesem Jahr auf die Straße. Neben der reinen PKW-Variante liegt der Schwerpunkt nunmehr auf einer gewerblichen Nutzung, die gerade für Lieferdienste interessant sein dürfte. Die variable Elektroplattform erlaubt unterschiedliche Derivate der jeweils rund 1.000 Kilogramm schweren Mia-Produktfamilie wie kürzere oder längere Modelle für drei / vier Passagiere oder kleine Lieferwagen für urbane Zentren mit 1.500 Litern Raumvolumen.


In ein ähnliches Segment steigt die Firma Electric Brands stellt mit seinem Xbus ein. Der Kleinstlaster oder -bus kann wenigen Handgriffen zu einem elektrischen Ladetransporter oder Offroadcabrio gemacht werden kann. Der 600 Kilogramm schwere Elektrofloh ist 3,96 Meter lang, 1,64 Meter breit und je nach Ausführung rund zwei Meter hoch. Neben der Normalversion gibt es einen Offroader mit deutlich mehr Bodenfreiheit - Allrad ist Serie. Für den Antrieb sorgen bis zu 56 kW / 76 PS starke vier Radmotoren, die im Dauerbetrieb immerhin 15 kW / 20 PS leisten und so bevorzugt in der Innenstadt Waren und drei Personen transportieren sollen. Die Höchstgeschwindigkeit: 100 km/h. In der Basisversion mit acht Akkupacks und somit 10 kWh ist so eine Reichweite von mindestens 100 Kilometern möglich.

Preise starten bei 20.000 Euro

Der Electric Brands Xbus kann sich wandeln wie ein Chamäleon und ist so für Lieferdienste, Handel und Gewerbe ebenso geeignet wie für den privaten Freizeiteinsatz. Dafür stehen mit dem Xbus City und Xbus Offroad zwei Fahrgestelle zur Verfügung. Beide Varianten gibt es als Basis sowie mit acht verschiedenen Modulen, die innerhalb von zwei Personen mit wenigen Handgriffen kurzer Zeit tauschbar sind. "Was mich sofort fasziniert hat an Ralf Hallers Idee ist, dass es im Grunde nicht nur um ein Fahrzeug geht, sondern um ein Konzept mit vielen Möglichkeiten", erläutert Designer Yaroslav Yakovlev, "also musste ich die Basis und die Module so entwerfen, dass sie immer eine harmonische Einheit bilden." Als Bus gibt es hinter dem Standardmodul eine Fondkabine Seitentüren, Heckklappe, zweiter Sitzreihe und einem Laderaum. Durch Umklappen der zweiten Sitzreihe und der Beifahrersitzlehne gibt es bis zu drei Kubikmeter Ladevolumen. Für Lieferdienste bietet Electric Brands einen Kofferaufbau an und Bauunternehmen können sich für einen Kipper entscheiden. Der Mittelaufbau kann als Tresor für Werkzeug genutzt werden oder ein weiteres Akkupaket beheimaten. Andere Aufbauten sind für ein Freizeitcabrio, Camper oder zwei Pick-Up-Versionen. Der Basispreis: circa 20.000 Euro.

Electric Brands Xbus (Foto: Electric Brands)
Tropos Able XT1 (Foto: Tropos Motors)
Electric Brands Xbus (Foto: Electric Brands)
(Foto: Fox E-Mobility)
(Foto: Fox E-Mobility)
(Foto: Fox E-Mobility)

Für Lieferdienste, Gewerbetreibende oder Handwerker bietet Tropos mit Sitz in Herne seinen Able an. Der Tropos Able XT1 / XT2 Elektrotransporter ist aktuell in zwei Ausführungen und mit unterschiedlichen Aufbauten erhältlich. Die Länge von 3,70 Metern ist dabei noch nicht einmal so knapp bemessen wir die Breite von gerade einmal 1,40 Metern. Wahlweist ist der Able mit einem Lithium-Ionen-Akkupaket mit 13 oder 26 kWh unterwegs, das bei einem Normverbrauch von 10 kWh / 100 km Reichweiten von 130 sowie 260 Kilometern ermöglicht. Der kleine Elektromotor an der Hinterachse mit 10 kW Dauer- und 24 kW Maximalleitung ermöglicht immerhin 85 km/h Höchstgeschwindigkeit. Die Nutzlast liegt dabei je nach Akkupaket zwischen 580 und 700 Kilogramm. Als Aufbau gibt es unter anderem eine Ladefläche, die nach hinten oder zur Seite kippt sowie einen Koffer mit Schiebetüren oder Planenrollo. In der Erprobung sind auch Fahrzeuge, auf deren Kofferaufbau Solarpaneele angebracht sind, die die Reichweite verlängern. Hier geht es jedoch erst bei rund 30.000 Euro los.

Autor: Stefan Grundhoff  Stand: 07.02.2022
Fotos: Electric Brands  

 

(Foto: Tropos Motors)
(Foto: Tropos Motors)
(Foto: Fox E-Mobility)
(Foto: Electric Brands)
(Foto: Tropos Motors)
(Foto: Electric Brands)