Elektrifizierter Irrweg
Bei den Visionen für die Elektromobilität der Zukunft spielen elektrifizierte Straßen, die das induktive Laden während der Fahrt ermöglichen, immer wieder eine Rolle. Eine realistische Bestandsaufnahme zeigt, dass die technischen und bürokratischen Hürden zu hoch sind.
Die Vorstellung klingt verlockend: Das Elektroauto wird kontaktlos geladen, während es fährt. Die Konsequenzen des En-Passant-Stromtankens wären weitreichend und überwiegend positiv. Ein Gedränge an den Ladesäulen wird verhindert und vor allem könnten die Batterien eines Elektroautos bis zu 70 Prozent kleiner dimensioniert werden, als das bisher der Fall ist. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Chalmers University of Technology in Schweden. "Schließlich laden viele Menschen ihr Auto nach Feierabend und in der Nacht auf, was das Stromnetz stark belastet. Wenn man stattdessen gleichmäßiger über den Tag verteilt auflädt, würde die Spitzenlast deutlich reduziert werden“, führt Sten Karlsson, einer der Autoren der Studie aus.
Versuche laufen
Damit wäre ein großer Kosten- sowie Rohstofffaktor deutlich reduziert und die Reichweitenangst würde zudem endgültig der Vergangenheit angehören. Laut der Untersuchung, die sich auf die Daten und Fahrgewohnheiten von mehr als 400 Autos stützt, müsste lediglich die europäischen und nationalen automobilen Hauptverkehrsadern befähigt werden, die Autos während des Fahrens mit Strom zu versorgen. “Technisch ist induktives Laden von EV keine Science-Fiction mehr, zumindest wenn das Fahrzeug steht. Leistungen von bis zu 200 kW werden bei Bussen in Deutschland erprobt“, erklärt Philipp Seidel, Automobilexperte der Strategieberatung Arthur D. Little.
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- Geschrieben von Wolfgang Gomoll
- Veröffentlicht: 01. April 2023