Der Antrieb des Grenadier ist eine Wucht. Kein Wunder, ist es doch die Kombination aus BMW-Reihensechszylindermotor und ZF-Achtgangautomatik. Drei Liter Hubraum – als Diesel mit 249 PS, als Benziner mit 286 PS – sorgen für ein Vorankommen, von dem Fahrer klassischer Geländewagen nie zu träumen wagten. Die deutsche Antriebseinheit macht auch im Ineos einen perfekten Job. Ob man Diesel oder Benziner bevorzugt, ist ausschließlich eine Frage der persönlichen Vorliebe. „In Deutschland liegt die Verteilung gegenwärtig ziemlich genau bei 50:50“, bestätigt Ineos-Europachef Klaus Hartmann. Standesgemäß rustikal fällt der Unterbau aus. Er stammt maßgeblich von Magna Steyr und damit genau von jenen Leuten, die einst auch dem Mercedes G das Kraxeln beibrachten. Und weil gute Klettereigenschaften ganz oben auf der To-Do-Liste von Ineos standen, gibt sich der Grenadier keine Blöße. Seine Starrachsen lassen dank Federwegen von fast 60 Zentimetern wilde Verschränkungen zu. Bodenfreiheit, Wasserfestigkeit und was sonst noch – überall erreicht der im ehemaligen Smart-Werk in Hambach gebaute Offroader Bestwerte. Drei Differentialsperren, ein Untersetzungsgetriebe und noch mehr nette Extras katapultieren ihn in die erste Zeile der Wunschzettel von Abenteurern und Einsiedlern.
Rustikal im Gelände
Das Ganze hat seinen Preis. Gut 75.000 Euro kostet der Grenadier als Pkw. Wer sich für die etwas spartanischere Variante mit Nutzfahrzeugzulassung entscheidet, spart rund 8.000 Euro. Das ist zwar alles viel Geld, muss aber in Relation zu den beiden einzigen Wettbewerben gesehen werden: Der Jeep Wrangler kostet mittlerweile 82.000 Euro, der Mercedes G gut 118.000 Euro und ist zudem praktisch ausverkauft. „Deshalb gehören zu unserem Händlernetz in Deutschland auch Mercedes-Betriebe, die ihren Kunden günstigere und schneller verfügbare Alternativen zur G-Klasse bieten möchten“, erklärt Hartmann. Andere Partner sind BMW-Händler, was angesichts des Antriebsstrangs plausibel ist, andere führen nebenbei noch Land Rover. Doch beim hohen Preis der Offroad-Technik geht es nicht nur ums Geld, sondern auch ums Gewicht. Mit 2,6 Tonnen Leergewicht ist der Grenadier ein Brummer. Da kann auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass er mit rund 800 Kilogramm Zuladung einen Spitzenwert draufsetzt. Das Gewicht fördert einerseits den heutzutage inakzeptabel hohen Verbrauchswert von fast 15 Litern auf 100 Kilometer und ist andererseits auch das K.O.-Kriterium für eine potenzielle Elektroversion. „Bei diesem Gewicht sind Diesel und Benziner die einzig richtigen Antworten“, erklärt Vertriebschef Marc Tennant. Inzwischen gab Ineos überdies auch bekannt, den zunächst angepeilten Brennstoffzellenantrieb vorläufig auf Eis zu legen. „In diesem Punkt sehen wir die noch fehlenden politischen Rahmenbedingungen in Europa“, bedauert Tennant.
Die konsequente Ausrichtung auf überdurchschnittliche Offroad-Fähigkeiten offenbart auch an anderen Stellen Probleme. Zum Beispiel bei der Lenkung. Weil die geländegängige vordere Starrachse eine Nutzfahrzeug-typische Kugelumlauf- statt der üblichen Zahnstangenlenkung erforderlich macht, fühlt sich das Lenkrad äußerst schwammig an. Man kurbelt, und erst irgendwann einmal bequemt sich der Grenadier der Aufforderung zu folgen. „Wir sind mit unserem Zulieferer im Austausch, denn wir wissen natürlich, dass das besser geht“, ärgert sich Ineos-COO Hans-Peter Pessler, der als Ex-Magna-Steyer-Mann nur zu genau weiß, wovon er spricht.
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- Veröffentlicht: 08. Februar 2023