Jetzt geht es den Benzinern an die Partikel
Nach dem gewaltigen Diesel-Problem sind jetzt die Benzindirekteinspritzer in den Fokus der Umweltschützer gerückt. Die gewaltigen Partikelemissionen sind nicht neu, aber auch noch lange nicht behoben.
Die Welt ändert sich von Tag zu Tag - und mit ihr der Straßenverkehr. Immer mehr Menschen wollen mobil sein, viele müssen sogar. Wurden noch vor zwei Jahren 84 Millionen Pkw weltweit produziert, sollen es bereits in fünf Jahren 113 Millionen sein. Aktuell fahren laut Schätzungen von LMC Automotive rund eine Milliarde Autos rund um den Globus. Im Jahr 2018 sollen es 200 Millionen mehr sein. Dass diese Entwicklung zunehmend negative Auswirkungen auf die Luftqualität in den Metropolen hat, ist schon heute zu erkennen. An der Automobilindustrie selbst geht das natürlich auch nicht spurlos vorüber. Es wird schon seit Jahren an alternativen Antrieben geforscht und die ersten Modelle befinden sich bekanntermaßen schon auf den Straßen. Doch die bislang nur in homöopathischen Stückzahlen vom Band laufenden Stromer, Brennstoffzeller und Co. laufen den Verbrennern noch lange nicht den Rang ab. Viel zu groß ist der finanzielle Aufwand, zu ungewiss ihre Haltbarkeit und zu kritisch ihre Reichweite.
"Der Verbrennungsmotor bleibt auch mittelfristig die dominierende Antriebsform auf den Straßen", sagt Klaus Harth, verantwortlich für die Forschung an Automobil-Katalysatoren bei der BASF. "Die Schadstoffbelastung bei Verbrennungsmotoren zu reduzieren, bleibt daher weiterhin ein wichtiges globales Thema." Die Gründe liegen auf der Hand. Verbrennungsmotoren produzieren umweltschädliche Abgase, weil das Gemisch aus Kohlenwasserstoffen, sprich der Treibstoff, nur unvollständig verbrennt. Benzin- und Dieselfahrzeuge sind zwar mit Katalysatoren und teilweise mit Partikelfiltersystemen ausgestatten, um Stickoxide, Kohlenmonoxid, unverbrannte Kohlenwasserstoffe und Rußteilchen noch innerhalb des Abgasstroms herauszufiltern. Nachdem vor wenigen Wochen der VW-Dieselskandal auch nicht direkt mit dem Thema Automobil verbandelte Menschen zumindest für einen kurzen Augenblick wachrüttelte, geht es jetzt den bislang so grün umworbenen Benzindirekteinspritzern an den Kragen. Oder besser gesagt an die Partikel. Denn genau die sind das große, schon seit Jahren bekannte, aber noch nicht gelöste Problem bei den im Verbrauch so gut abschneidenden Motoren.
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- Geschrieben von marcel-sommer
- Veröffentlicht: 21. Oktober 2015