Drucken

Flickenteppich

BMWs Carsharing-Angebot DriveNow ist auch London verfügbar (Foto: press-inform / Daimler / Moovel)

Heute verkauften BMW, Mercedes & Co hauptsächlich Autos. Doch in Zukunft werden die Autobauer zunehmend zu Mobilitätsanbietern mutieren, die verschiedene Formen der Mobilität in petto haben.

Hinter den Kulissen tobt schon ein Verdrängungswettbewerb, um sich bei Car Sharing & Co. in Position zu bringen. Gefragt sind ganzheitliche Mobilitäts-Konzepte, die alle Formen der Fortbewegung miteinander verknüpfen und dabei unter einem Dach bündeln. Die Theorie ist einfach: auf dem Smartphone oder einem anderen Computer eine App starten, das Ziel eingeben und los geht es. Die Wirklichkeit sieht jedoch ganz anders aus: eine echte Dach-App, die Mobilitätskonzepte verschiedener Anbieter übergreifend verbindet und den Nutzer von A nach B bringt, ohne dass er in sein eigenes Auto steigt, ist schwer zu finden. Vor allem, wenn es quer durch die Republik gehen soll. Daimlers Mobilitätsangebot Moovel bietet eine vermeintliche Rundum-Sorglos-Lösung.

Jeder kocht sein eigenes Süppchen

Einfach Start und Ziel eingeben, Return drücken und prompt werden dem Reisewilligen verschiedene Alternativen angeboten, um an den Ort seiner Wünsche zu kommen. Die Wahl der Verkehrsmittel reicht von den guten alten Füßen, über öffentliche Verkehrsmittel (Bus / Bahn), bis hin zu Car Sharing-Angeboten und myTaxi. Doch die Sache hat einen Haken: Moovel gehört zu Daimler und die Schwaben sind geschäftstüchtig genug, nur Kooperationspartner, wie die unlängst geschlossene Zusammenarbeit mit Flinkster, dem CarSharing-Angebot der deutschen Bahn, sind in der Auswahl. BMWs DriveNow oder andere Anbieter gehören nicht zum Angebot.


Das zeigt: Momentan kocht jeder Hersteller sein eigenes Süppchen. BMW verfolgt schon seit Jahren den Ausbau des eigenen Car-Sharing-Angebot DriveNow. "Wir verdienen mit DriveNow mittlerweile in Deutschland Geld. Wir werden in den nächsten zwei, drei Jahren in den USA und Europa wesentlich mehr Städte anbieten, die mit DriveNow ausgestattet werden", kündigt BMW-Vorstand BMW Schwarzenbauer an, der sich bei den Münchenern mit zukünftigen Mobilitätskonzepten beschäftigt. "Jedes Mobilitätskonzept konkurriert letztendlich mit dem eigenen Auto, das in der Tiefgarage steht, und muss daher genauso einfach und bequem zu handhaben sein", sagt Andreas Schuster von Green City e.V. in München und rennt mit dieser Forderung bei den Automobilbauern offene Türen ein. "Alles, was die Mobilität erleichtert, ist in unserem Interesse. Dafür haben wir uns rund 900 Start-ups angeschaut", stimmt Peter Schwarzenbauer zu. Für die Münchener ist der Car Sharing-Dienst DriveNow nur ein Mosaikstein dieses Konzepts. Im weißblauen Angebotsportfolio befinden sich unter anderem Apps, die die nächstgelegene passende Ladestation aufspüren, solche, die die Familienmitglieder miteinander vernetzen oder freie Parkplätze anzeigen.

Verschiedene Mobilitätswünsche

Genauso, wie sich die Anforderungen an die verschiedenen Autotypen verändern, variieren auch die Mobilitätswünsche. Experten unterscheiden zwischen mikromodaler Mobilität, bei der vor allem E-Bikes und Elektroroller genutzt werden und intermodaler Mobilität, bei die Menschen mehrmals täglich das Verkehrsmittel wechsel - also Leihauto, Bahn, Bus, und Zweiräder. Sehr häufig wird das Mietverhalten multimodal sein, bei der das Verkehrsmittel situationsbedingt ausgesucht wird: Also ein Mietwagen für den Kinobesuch an den einem Tag und Fernverkehr per Bahn und einem Zweirad an dem anderen Tag, wenn es in eine fremde Stadt mit wenig Parkplätzen geht.

Per Moovel-App führen verschiedene Wege zum Ziel - aber nur mit einer beschränkter Auswahl an Verkehrsmitteln (Foto: press-inform / Daimler / Moovel)
Das intermodale Routing wird immer beliebter (Foto: press-inform / BMW)
Daimlers Car2go wird in Kopenhagen genutzt (Foto: press-inform / Daimler)
(Foto: press-inform / BMW)
(Foto: press-inform / Daimler)
(Foto: press-inform / Daimler)

Genauso, wie sich die Anforderungen an die verschiedenen Autotypen verändern, variieren auch die Mobilitätswünsche. Experten unterscheiden zwischen micromodaler Mobilität, bei der vor allem E-Bikes und Elektroroller genutzt werden und intermodaler Mobilität, bei die Menschen mehrmals täglich das Verkehrsmittel wechsel - also Leihauto, Bahn, Bus, und Zweiräder. Sehr häufig wird das Mietverhalten multimodal sein, bei der das Verkehrsmittel situationsbedingt ausgesucht wird: Also ein Mietwagen für den Kinobesuch an den einem Tag und Fernverkehr per Bahn und einem Zweirad an dem anderen Tag, wenn es in eine fremde Stadt mit wenig Parkplätzen geht.


Das reine Carsharing-Angebot indes wird in Deutschland immer häufiger wahrgenommen. Deutschlands Auto-Teil-Hauptstadt ist Karlsruhe, wo auf 1.000 Einwohner bereits 2.15 Carsharing-Fahrzeuge kommen. In München sind es gerade Mal 0,98 Auto pro 1.000 Einwohner. Damit diese Kurve weiter nach oben zeigt, ist der nächste Schritt schon in Planung. Das Wunschauto soll auf Knopfdruck parat stehen. Kein Benutzer verspürt große Lust, samt Gepäck durch den Regen zu seinem Vehikel zu stapfen. Deswegen gibt es Firmen, die bereits an einer Software tüfteln, die vorausahnt, wie viele Menschen zu welcher Uhrzeit, in welcher Gegend ein Car-Sharing-Auto anfordern.

(Foto: press-inform / Daimler / Moovel)
(Foto: press-inform / Daimler / Moovel)
(Foto: press-inform / BMW)
(Foto: press-inform / BMW)
(Foto: press-inform / BMW)
(Foto: press-inform / BMW)

Das hilft, Engpässe zu vermeiden. Gerade bei der landesweiten Umsetzung sind die Mobilitäts-Dienstleister auf Kooperationen mit den einzelnen Städten angewiesen, um dringend benötigte Parkplätze und Ladestationen zur Verfügung zu stellen. Die Tendenz, alles aus einer Hand zu bieten wird zunehmend umgesetzt. Momentan scheinen Daimler mit seinem Moovel-Angebot und BMW mit dem DriveNow-Paket gut für die Zukunft aufgestellt. Die wird durch maßgeblich durch autonom fahrende Automobile beeinflusst. "Es geht nicht nur um die Zusammenfassung von Apps im Auto. Vielmehr entwickeln sich neue Geschäftsmodelle rund um das Thema Connected Car und Autonomes Fahren. Wenn das Auto in zehn bis 15 Jahren autonom fährt und parkt, dann brauche ich es nicht zu kaufen, sondern ist die Organisation der Nutzung entscheidend", stellt Professor Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach abschließend fest.

 

 

Autor: Wolfgang Gomoll, München  Stand: 20.06.2015
Fotos: press-inform / Daimler / Moovel